Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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15. Die Weser. 
15. Äie Weser. 
1. Ich kenne einen deutschen Strom, 
Der ist mir lieb und wert vor allen, 
Umwölbt von ernster Eichen Dom, 
Umgrünt von kühlen Buchenhallen; 
Ten hat nicht !vie den großen Rhein 
Der Alpe dunkler Geist beschworen, 
Er ward aus friedlichem Verein 
Verwandter Ströme still geboren. 
2. So taucht die Weser kindlich auf, 
Von Hügeln traulich eingeschlossen, 
Und kommt in träumerischem Lauf 
Durch Reben nicht, durch Korn geflossen; 
So windet sie mit treuem Fuß 
Zum deutschen Meere sich hernieder 
Und spiegelt mit geschwätz'gem Gruß 
Der Ufer sanften Frieden wieder. 
3. Doch hat sie in der Zeiten Flug 
Auch manche große Mär erfahren, 
Und die bescheidne Woge trug 
Viel Herrliches zu fernen Jahren. 
Sie sah in ihrer Wälder Schoß 
Des Adlers Siegerflügel wanken 
Und von urdeutscher Arme Stoß 
Der ew'gen Roma Säulen schwanken. 
4. Und als mit fester Eisenhand 
Held Karl den deutschen Scepter führte, 
Ta war es, wo im Weserland 
Sich manche Stimme mächtig rührte. 
Ta hörte man des Kreuzes Ruf 
Mit hellein Klang an den Gestaden 
Und sah der Frankenrosse Huf 
Sich in den uord'schen Wellen baden. 
5. So meldet sie dir manchen Traun: 
Aus ihrer Vorzeit grauen Tagen, 
Und sicht dabei des Lebens Baum 
Stets frisch an ihren Ufern ragen. 
Es glänzen in der lichten Flut » 
Der Klöster, Schlösser, Burgen Trümmer 
Des Mondes und der Sonne Glut, 
Der Türme und der Segel Schimmer. 
6. Und meerwärts durch ihr Felsenthor, 
Durch immer wechselnde Gefilde 
Strömt sic die Wellen leicht hervor 
Wie dichterische Traumgebilde; 
In ihren Tiefen klar und rein 
Hörst du es seltsam weh'n und rauschen 
Und kannst bei stillem Abendschein. 
Der Nixe Wanderlied belauschen. 
4r. Dlngctstedt.
	        
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