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44. Pliinder««gssce»e aus dem 3vjährigen Kriege.
Das erste, was diese Räuber thaten, war, daß sie ihre Pferde einstelleteu
und die Hühner und die Schafe wacker nach einander niedermetzigten. Hernach
hatte jeglicher seine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Unter¬
gang und Verderben anzeigete. Dann, ob zwar etliche anfingen, zn sieden
und zu braten, daß es sahe, als solle ein Bankett gehalten werden, so waren
hingegen andere, die durchstürmten das Hans unten und oben; andere machten
von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen, als ob
sie irgend einen Krempel-Markt anrichten wollten, was sie aber nicht mitzu¬
nehmen gedachten, ward zerschlagen und zugrunde gerichtet; etliche durch¬
stachen Heu und Stroh mit ihren Degen, etliche schütteten die Federn aus
den Betten und füllten hingegen Speck, andere dürr Fleisch und Gerät
hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen wäre. Andere schlugen Ofen
und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zn verkün¬
digen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die
verbogenen und verderbten Stücke ein; Bettboden, Tische und Stühle und
Bänke verbrannten sie, Häfen und Schüsseln mußten endlich alles entzwei;
den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins
Maul, und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstiger Mistlachen-Wasser
in den Leib, das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn
zwungen, eine Partei anderwärts zn führen, allda sie Menschen und Vieh
hinwegnahmen und in unseren Hof brachten.
Christoph v. Grimmelshausen.
10. Aas Zeitalter Iriedrichs des Großen.
43. Der erste Hohenzoller in Brandenburg.
Freudig ward Friedrich I. von den Städten und Ständen ausge¬
nommen, als er im Sommer des Jahres 1412 in der Mark erschien. Alle
begrüßten ihn als den Retter des Landes, und gern leisteten sie ihm den
Eid der Treue. Er gebot nun sogleich einen Landfrieden und also auch
das Aufhören des wilden Fehdewesens und machte es den Rittern zur Pflicht,
die Städte uud Schlösser, welche ihnen verpfändet worden waren, gegen
Empfang der Pfandsumme wieder herauszugeben. — Aber Dietrich und
Johann von Quitzow, Kaspar Hans von Putlitz, Wichard von Rochow und
Achim von Bredow, diese fünf verbanden sich gegen den neuen Landesherrn.
„Und wenn es das ganze Jahr Burggrafen vom Himmel regnete, so sollten
sie dennoch in der Mark nicht aufkommen", — sagten sie, rückten im Bunde
mit den Pommern dem neuen Landesherrn entgegen und besiegten ihn.
Der Sieg blieb indes ohne Folgen. Vergeblich bemühte sich Friedrich, sie
durch seine Freundlichkeit und Herzensgüte zu gewinnen; vergebens bot er
ihnen Verzeihung und sicherte ihnen den Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen
Güter; sie verharrten bei ihrem Trotze. Da wandte sich Friedrich an den
Kaiser. Der erklärte die Widerspenstigen für Rebellen und sprach die Reichs¬