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„Sie feiert es droben“, hauchte der Pfarrer. „Küßt Euere Mutter
noch einmal,“ raunte er dem Nachtwächter zu, „und dann macht Cuch
bereit, von Cuerm Sohne Abschied zu nehmen. Ihr bringt dem Frieden
ein schweres Opfer.“
Sie legten den Burschen sacht auf den Boden. Frauen wuschen ihm
die Wunden. Der Vater legte sich neben ihn nieder und sah ihm in die
brechenden Augen.
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Süße der Boten, die den
Frieden verkündigen“, raunte der Pfarrer. Da versagte ihm die Stimme.
Er hatte den Buben mit den trotzigen, blauen Augen lieb gehabt. Der
Todeskampf begann. Der Vater hielt seinen Sohn umschlungen. Der—
weilen füllte sich die Stube mit Männern und Frauen. Der Kampf war
nicht schwer. Jetzt war es aus. Die Weiber fingen an zu weinen. Der
Pfarrer kniete nieder. Da schwiegen alle und knieten gleichfalls. Nur
der Nachtwächter blieb an der Seite seines Sohnes liegen.
Der Pfarrer hub an: „Ehre sei Gott in der höhe“ ß
Ein Schauer durchlief die Dersammlung. Er hatte mit lauter Stimme
gesprochen. Der Pfarrer selbst hielt entsetzt inne. Er mochte sich fürchten,
von neuem zu beginnen. Endlich fuhr er fort. Erschütternd gleich dem
Glockengeläute, aber rein und klangvoll schallte es durch die Stube: —
„und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“
81. Danklied für den Frieden.
Paul Gerhardt.
1. Gottlob, nun ist erschollen Wer dich betrübt und kränket,
Das edle Fried⸗ und Freudenwort, Der drückt ihm selbst den Pfeil
Daß nunmehr ruhen sollen Des herzleids in das herze
Die Spieß' und Schwerter und ihr Und löscht aus Unverstand
Mord. Die güldne Freudenkerze
Wohlauf und nimm nun wieder Mit seiner eignen hand.
Dein Saitenspiel he — ;
— i cider . Da t un nniand beher
Im hohen, vollen Chor. In unsre Seel und herʒ hinein,
Erhebe dein Gemüte ls ihr zerstörten Schlosser .
Und dante Gon und sprich: Und Städte voller Schutt und Stein;
h Ihr vormals schönen Felder,
3 n Mit frischer Saat bestreut,
ewiglich! Jetzt aber lauter Wälder
2. Sei tausendmal willkommen, Und dürre, wüste heid';
Du teure, werte Friedensgab'! Ihr Gräber voller Leichen
tzt sehn wir, was für Frommen Und lapfrem heldenschweiß
Dein Beiunswohnen in sich habꝛ dDer helden, deter gleichen
In dich hat Gott versenket Auf Erden man nicht weiß.
All unser Glück und heil; Gekürzt.)
KReller-Stehle, Deutsches Lesebuch V.