Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

ehedem gelungen sein. Denn einmal ist der Vogel bei aller Keckheit 
und Dreistigkeit schlau genug und weiß sich geschickt den Nachstellungen 
zu entziehen, dann aber vermehrt er sich auch rasch. 
Im Avril beginnen die Sperlinge gewöhnlich zu paaren und 
tragen zu Neste. Sie lesen Strohhalme, Federn und Fasern zu¬ 
sammen und richten ein Plätzchen zum Eierbrüten ein, wo sich's eben 
thun läßt. Baut der Spatz im Walde oder in der Hecke, im Baum 
oder Strauch, was auch mitunter vorkommt, so ist er schon gezwungen, 
etwas mehr Sorgfalt auf sein Nest zu verwenden. Er sticht es 
dann ziemlich geschickt aus Reisern zusammen und wölbt es oben 
zu. so daß die Jungen vor Wind und Wetter geschützt sind. Am 
liebsten sucht er sich in der Wohnung des Menschen einen Schlupf¬ 
winkel aus. der ihm den größten Teil seiner Arbeit erspart. Ehedem, 
als es noch Sitte war. über den Fenstern Luftlöcher anzubringen, 
waren diese beliebte Plätze für die Sperlinge; eben fo siedeln sie sich 
gern in den warmen Biehstallungen an, wenn sie freie Passage dorthin 
linden. Sie nehmen auch gern Platz in einem leeren Starkästchen 
oder Schwalbennest. Kommt dann im Frühling der frühere Be¬ 
wohner zurück, so giebt es heftige Kämpfe zwischen den Schwalben 
und den Eindringlingen, und nicht immer wird der erste Erbauer 
Sieger. Daß bei solchen Gelegenheiten die ärgerlichen Schwalben 
bas aus den Eiern sitzende Sperlingsweibchen eingemauert haben, wie 
Man ehedem erzählte, ist eine Fabel; wohl aber setzt es tüchtige 
Schnabelhiebe, sowie ja auch die Sperlinge sich unter einander oft 
genug gehörig Herumraufen. 
Vielfach siedeln die Sperlinge sich zwischen Dachsparren und 
Gesimsen in Mauerlöchern und Winkeln an, wo sie vor dem Wetter 
und den Katzen möglichst geschützt sind. Jeder Spatz hat nur 
eine Frau. Beide häufen das Nestmaterial ziemlich liederlich zu¬ 
sammen, und das Weibchen legt seine drei bis sechs Eier. Diese 
sehen weiß, grauweiß oder hellgrau aus und sind braun oder dunkel- 
grau gefleckt. 
Kaum sind die Jungen groß gezogen und geschickt genug, sich 
selbst Futter zu suchen, so beginnt das Weibchen zum zweiten Mal 
mit Eierlegen, und in manchen Fällen kommt sogar eine dritte Brut 
uor, so daß von einem Sperlingspaar in einem Sommer mindestens 
sechs bis zwölf Junge entstehen können. Im zweiten Jahre würde 
daraus schon ein Schwarm von siebenzig bis achtzig erwachsen.
	        
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