Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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stürzt es fort, steht plötzlich, und plötzlich wieder umkreist es die ruhig 
weidende Stute, von ihren Blicken sorgsam bewacht. Schon verraten 
die schlanken Glieder künftige Kraft und Behendigkeit, sein dunkles, 
großes Auge Mut, sein Spiel die Kampflust. Es wächst zum Helden 
heran, zum beharrlichen Gefährten, zum Freunde des Menschen, treu 
bis in den Tod. 
Edel ist das Pferd; wie aus Erz gegossen, so fest steht es da, 
und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher ist sein 
Gang; stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase: 
das runde, rege Auge mit dem schwarzen Glanz erspäht den Feind: 
mit grünem Scheine erleuchtet es den dunkeln Psad. Es spielt mit 
dem spitzen Ohre, erfaßt den verlornen Laut, stutzt und warnt feinen 
Reiter. Zur Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seiden¬ 
schimmernde Mähne. Seine Brust, voll und weich wie die des 
Schwans, stellt sich keck der Gefahr entgegen, und der glatte Leib ruht 
sicher aus festen Lenden, auf nervigen Füßen. Die eisenfesten Hufe 
stampfen ungeduldig den Boden; der volle, glänzend schwarze Schweis 
fließt ruhig über das gewölbte Kreuz zur Ferse nieder. 
Auf des Reiters Wink springt es auf wie ein Luchs, rennt davon, 
den Hals gestreckt wie ein Adler im Fluge; wie ein Adler leicht, 
berührt es kaum die Erde, und es fliegt sein Schweif ihm nach. Die 
Bäume fliehen wie Schatten vorüber; der Boden weicht, alles stürzt 
hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Hufe zerbersten die Kiesel. 
Funken sprühen umher. So stürzt es mit dem Araber dem Löwen 
entgegen. Dieser wirft die Mähne empor und weist grinsend und 
brüllend die Zähne; er schlägt mit dem Schweife seine Lenden. Jetzt 
steht er, jetzt duckt er sich nieder zum Sprunge; da schickt ihm rasch 
der Jäger die Lanze zu. Der Löwe achtet nicht den tödlichen Stoß: 
mit zerbrochenem Schafte in der Brust schwingt er sich dem Jäger 
eutgegen; da funkeln des Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die 
Mähne fliegt, es dampfen seine Nüstern, die Muskeln spielen und 
schwellen, und zornwiehernd bäumt es sich auf, schlägt aus, sein eherner 
Huf hat die Stirn des Lölven zerspalten und ihn zu Boden ge¬ 
schmettert. 
Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind, es beißt 
schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden, 
schnaubend und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern die Trom¬ 
peten; es erwartet nicht des Reiters Sporn, sprengt entgegen den
	        
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