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durch die Bogenlinie, welche, von der karischen Küste Kleinasiens an,
die Inseln Rhodus, Kreta und Zerigo bilden, und die sich an den
Peloponnes anschließt unfern des Vorgebirges Malea. Westlicher
folgt das ionische Meer, das Syrten-Bassin, in dem Malta liegt.
Die Westspitze von Sicilien nähert sich dort auf zwölf geographische
Meilen der Küste von Afrika. Die plötzliche, aber kurzdauernde Er¬
scheinung der gehobenen Feuerinsel Ferdinanden (1831) südwestlich
von den Kalksteinfelsen von Sciakka mahnt an einen Versuch der
Natur, das Syrten-Bassin zwischen Kap Grantola, der von Kapitän
Smyth untersuchten Adventure-Bank, Pantellaria und dem afrikanischen
Kap Bon wiederum zu schließen und so von dem westlichen, dritten
Bassin, dem tyrrhenischen, zu trennen. Letzteres empfängt durch die
Herkules-Säulen den von Westen her einbrechenden Ocean und um¬
schließt Sardinien, die Balearen und die kleine vulkanische Gruppe
der spanischen Kolumbraten.
Diese Form des dreimal verengten Mittelmeeres hat einen großen
Einfluß aus die früheste Beschränkung und spätere Erweiterung phöni-
zischer und griechischer Entdeckungsreisen gehabt. Die letztern blieben
lange auf das ägäische und auf das Syrtenmeer beschränkt. Zu der
homerischen Zeit war das kontinentale Italien noch ein „unbekanntes
Land". Die Phokäer eröffneten das tyrrhenische Bassin westlich von
Sicilien; Tartessusfahrer gelangten zu den Säulen des Herkules.
Man darf nicht vergessen, daß Karthago an der Grenze des tyrrheni¬
schen und Svrten-Beckens gegründet ward. Die physische Gestaltung
der Küsten wirkte aus den Gang der Begebenheiten, auf die Richtung
schisfahrtlicher Unternehmungen, auf den Wechsel der Meeresherr¬
schaft; die letzte wirkte wiederum auf die Erweiterung des Jdeeenkreises.
Das nördliche Gestade des innern oder Mittelmeeres hat den
Vorzug, reicher geformt, „vielgestalteter", mehr gegliedert zu sein als
bas südliche, libysche. Dort treten drei Halbinseln hervor: die iberische,
italische und hellenische, welche, mannigfach busenförmig eingeschnitten,
nrit den nahen Inseln und den gegenüberliegenden Küsten Meer- und
Landengen bilden. Solche Gestaltungen des Kontinents und der teils
abgerissenen, teils vulkanisch, reihenweise wie aus weit fortlaufenden
spalten, gehobenen Inseln haben früh zu geognostischen Ansichten über
Durchbrüche, Erdrevolutionen und Ergießungen der angeschwollenen
höhern Meere in die tiefer stehenden geführt. Der Pontus, die
Dardanellen, die Straße von Gibraltar und das inselreiche Mittelmeer