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4. „O weh des Hoflagers!" sprach Geiselher das Kind,
„Und weh meiner Freunde, die mit uns kommen sind.
Wie gut es meine Schwester mir auch hier erbot,
Wir gewinnen, fürcht' ich, alle von ihrem Haffe den Tod."
5. „Nun laßt euer Sorgen," sprach Hagen der Degen.
„Ich will heunte selber der Schildwacht pflegen
Und getrau' euch zu behüten bis morgen an den Tag:
Seid des ohne Sorgen; so entrinne, wer da mag."
6. Da neigten sich ihm alle und sagten ihm Dank,
Sie gingen zu den Betten. Da währt' es nicht mehr lang.
Bis in Ruhe lagen die Helden wohlgethan.
Hagen, der Kühne, sich da zu waffnen begann.
7. Da sprach der Fiedelspieler, Bolker der Degen:
„Verschmäht Jhr's nicht, Hagen, so will ich mit Euch pflegen
Heunt der Schildwache bis morgen an den Tag."
Ta dankte Volkeren der Degen gütlich und sprach:
6. „Nun lohn' Euch Gott vom Himmel, viel lieber Volker!
Zu allen meinen Sorgen wünsch' ich niemand mehr
Als Euch nur alleine, befahr' ich irgend Not.
Ich will es wohl vergelten, es verwehr' es denn der Tod."
9. Da kleideten die beiden sich in ihr licht Gewand,
Jedweder faßte den Schild an seine Hand.
Sie gingen aus dem Hause vor die Thüre stehn
Und hüteten der Gäste; das ist mit Treue geschehn.
10. Volker, der schnelle, lehnte von der Hand
Seinen Schild, den guten, an des Saales Wand,
Dann wandt' er sich zurücke, wo seine Geige war,
Und diente seinen Freunden; so geziemt' es ihm fürwahr.
- 11. Unter des Hauses Thüre setzt' er sich aus den Stein;
Kühnrer Fiedelspieler mochte nimmer sein.
Als der Saiten Tönen ihm so süß erklang.
Die stolzen Heimatlosen, die sagten Völkern den Dank.
12. Da klangen seine Saiten, daß all das Haus erscholl;
Seine Kraft und sein Geschicke, die waren beide voll.
Süßer und sanfter zu geigen hub er an;
So spielt' er in den Schlummer gar manchen sorgenden Mann.
13. Da sie entschlafen waren und Volker das befand.
Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand
Und ging aus dem Hause vor die Thüre stehn.
Seine Freunde zu behüten vor denen in Kriemhilds Lehn.
14. Wohl der Nacht inmitten, wenn es erst da geschah,
Volker, der kühne, einen Helm erglänzen sah
Fernher durch das Dunkel; die Kriemhild Unterthan,
Hätten an den Gästen gerne Schaden gethan.