Wilhelm Jordan.
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Aus in ein lautes, gräßliches Lachen.
Und das war im Leben ihr letztes Lachen.
Als aus dem Hofthor der Held heraus war.
10 Da sah er vor sich am Fährplatz diesseits
Wartend halten die Weidgenossen;
Denn des Fergen Prahm, der vollgepreßt war
Mit dem dienenden Troß und den Trägern der Garne,
Erreichte gerade das rechte Ufer,
15 Und reichlich dreimal, eh er zurückkam
Zum linken Strande, konnte die Strecke
Bis zum Platze der Landung sein Gram durchlaufen.
So ritt er denn gemächlich entlang der Mauer
Des laubigen Gartens zu seiner Linken.
20 Er schaute hinüber, und neben der Mauer,,.
Im Gange des Gartens, schritt ihm entgegen
Die Friesin Ortrude. Sie trug im Arme
Mit mürrischer Miene den müden Helgi,
Das gebrechliche Söhnchen Brunhilds von Günther.
25 Denn um Sonnenaufgang sandt' ihn so täglich
Seine Mutter hinaus, daß er Morgenluft atme.
Mit dem rechten Ärmchen den Hals der Amme
Noch fester umklammernd, streckte der Kleine
Eben die Linke empor und langte
30 Nach der Mauer hinauf, wo sie, moosbewachsen.
Vom Wetter durchmürbt, beraubt ihres Mörtels
Und des deckenden Dachsteins, ein Plätzchen darbot
Der starkgestengelten stattlichen Blume,
Die sich beständig in suchender Sehnsucht
35 Zur Sonne hinbeugt und selbst ihr Bild ist;
Denn der schönen Scheibe voll keimender Kerne
Entstreben ringsum wie verkörperte Strahlen
Die kraftvollen Blätter der Blütenkrone.
Die stand hier als Fündling, von einem Vogel
40 Achtlos versät, und senkte nun sicher.
In dem dürftigen Boden dennoch gedeihend.
Ins verwitternde Mauerwerk weiter die Wurzel,
Als spüre sie Kraft, es noch völlig zu spalten.
Wie so prahlend sie steht? Ihres Prnnkens Gipfel,
45 Eben erreicht, ist eben vorüber.