Full text: Gedichtsammlung für UIII bis UII der Vollanstalten oder Klasse III bis I der 6stufigen Anstalten (Teil 6, [Schülerband])

Zimmermann. 553 
Wilhelm limmermatm« 
487. Konradin. 
1. „Nach Italien, nach Italien!" 
Hallt Gesang der Ritterschaft; 
Spielend probt sie ihre Lanzen, 
Glücklich ihres Armes Kraft. 
Aus dem Walde glänzt's wie Sterne, 
Helm an Helm im Sonnenbrand 
Schwinden blitzend in die Ferne 
Nach Italiens schönem Land. 
2. Noch ini Schlosse säumet einer; — 
Die den Sohn jetzt lassen soll, 
Hängt am Hals ihm fest mit Weinen, 
Mutterlieb' ist ahnungsvoll: 
„Hab' im Traum dich tot gesehen 
Zwischen Blumen, dein Gewand 
Weiß wie Schnee, — und du willst 
gehen 
Nach Italiens schönem Land?" 
3. „Freiheit bring' ich einem Volke, 
Lebe wohl und bet für mich, 
Und mit meiner Väter Krone, 
Mutter, bald erfreu' ich dich." 
Und er schwingt vorm Wald den 
Degen, 
Winkt noch einmal mit der Hand, 
Und sie kniet für ihn um Segen 
Nach Italiens schönem Land. 
4. Hohenschwangau, deine Föhren 
Sind so schwarz, so weiß dein Schnee, 
Und an deine Mauern spiegelt 
Kalt und still dein Schwanensee: 
Also weiß die Rosenwangen, 
Kalt und still das Herz ihr stand, 
Als ihr Knabe war gegangen 
Nach Italiens schönem Land. 
5. Und ein Stern geht durch die Alpen 
Mit ihm bis vor Mailands Dom, 
Klar ein Stern wie's Mutterauge 
Stehet über ihm in Rom. 
„Aug' vom Himmel, ist's das deine, 
Mutter? Ja, ich hab's erkannt, 
Freudig folg' ich seinem Scheine 
Nach Italiens schönem Land." 
6. Heißer brennt Neapels Sonne, 
Dunkler wird des Himmels Blau, 
Und die Schlacht um seine Krone 
Rötet schon die grüne Au. 
Mutter, bet! der Tag wird trübe: 
Blicke fest, blick unverwandt — 
Ach, wo bist du, Aug' der Liebe? — 
Nach Italiens schönem Land. 
7. „Stehet, steht!" — Aus sieben 
Wunden 
Fließr des jungen selben Blut: 
Heut verdient' er seine Krone, 
Krönte Glück den Heldenmut. 
„Geist, wer bist du? sperrst die 
Gasse? — 
Ohm, o Ohm im Blutgewand, 
Hältst du mich gewarnt am Passe 
Nach Italiens schönem Land!" — 
s. Mit dem Freund ist er gefangen — 
Sag, was soll dies Blutgerüst? 
„Königssohn im goldnen Haare, 
Heut ist's, daß ihr sterben müßt." 
Welt, wozu dein Frühlingsschimmer? 
Woge, schau'r und flieh vom Strand! 
Blick, o Sonne, weg, blick nimmer 
Nach Italiens schönem Land.- 
9. Und von weither eine pilgert, 
Stolz von Wuchs, von Seele groß; 
Taglang auf ein Grab sie knieet, 
Stumm und bleich und tränenlos. — 
„Leid und Schmerzen wird ent¬ 
nommen, 
Wer sonst nahet unsrem Strand:
	        
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