Full text: Prosa (Teil 8, [Schülerband])

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eine stramme, kräftig entwickelte Gestalt. Ein weiches Gemüt nnd die 
feste Entfchlosfenheit des erprobten Arbeiters sprachen in seltsamer Mischung 
ans seinem Gesicht, das von braunen, struppigen Haaren umrahmt 
war. So saßen sich die beiden wortlos gegenüber. Endlich brach der 
Ältere das Schweigen: „Nun, Herr Schaller? Wissen Sie denn gar 
keine Antwort zu finden?" 
Wie erschrocken fuhr der Angeredete mit dem Kopf in die Höhe. 
„Nein, nein und nein! Ich tu's nicht — und wenn Sie mir eine 
Million anbieten — ich tu's nicht! Das war mein erstes Wort, und 
das ist auch mein letztes!" 
„So seien Sie doch vernünftig, Schaller und — sprechen Sie ein 
wenig leiser. Ich streite ja nicht gegen Ihre Gewissenhaftigkeit — im 
Gegenteil, sie gefällt mir — aber praktisch sein ist auch eine schöne 
Sache. Und übrigens, ich will ja nicht verlangen, daß Sie mir das 
Geheimnis gradweg verkaufen sollen. Gott bewahre! Mir ist es nicht 
um das zu tun, was Sie seit acht Tagen wissen, sondern um Sie selbst, 
lieber Schaller. Sie sind ein kluger Kops und ein selten tüchtiger 
Arbeiter. Solche Leute kann ich brauchen in meiner Fabrik, sie sind 
mir Gold wert. Seien Sie vernünftig, kommen Sie zu' mir, ich biete 
Ihnen die Jnspektorstelle in meiner Fabrik an. Ich gebe Ihnen das 
Doppelte von dem, was Sie bei Seydelmann & Komp, beziehen, und 
mache mit Ihnen einen zehnjährigen Vertrag mit jährlich steigendem 
Gehalt 
Auf dem Gesicht des jungen Mannes wechselte Röte mit Blässe. 
Er mußte jedes dieser langsam und eindringlich gesprochnen Worte 
vernommen haben, und dennoch hingen seine Blicke wie geistesverloren 
au den drei elfenbeinernen Kugeln, die auf dem nächsten Billardtisch 
inmitten des grünen Tuches lagen. Und da kam es ihm vor, als wären 
die beiden weißen Kugeln die zarten, lieben Gesichter seiner zwei kleinen 
Mädchen, und die rote Kugel erschien ihm wie das gesunde, paus¬ 
bäckige Gesicht seines herzliebsten Buben. Und diese drei Gesichter 
schauten ihn an mit großen, ängstlichen Augen, und diese Angen schienen 
zu sprechen: „Vaterl, um Gottes willen, Vaterl, laß dir nur ja nichts 
einreden von dem schlechten Kerl. Schau, was hältst denn davon, 
wenn du einen Haufen Geld im Kasten liegen hättest und könntest deinen 
Kindern und der Mutter nimmer grad in die Angen schauen. Laß. 
dir nichts einreden, Vaterl!" 
Mit einem jähen Ruck sprang der junge Mann von seinem Stuhl 
empor, streckte das zorugerötete Gesicht mit den blitzenden Augen weit 
über den Tisch und stammelte mit heiserer Stimme: „Und das Weitere, 
Pliimer-Haupt-Bachmaiin, Lesebuch VIII. 25
	        
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