Wilhelm von Scholz.
Jetzt steigt er schwer und faul von seinem Vock,
zieht ein zerknittert Pergament hervor,
lehnt an das Regenrohr den Peitschenstock
und rührt den schweren Klopfer rechts am Tor.
Das Tor rollt auf. Er tappt hinein. —
Indessen steht, den strähnigen Kopf gesenkt,
sein heißes Pferd im hellen Sonnenschein,
in den Kastanienblätterschatten hängt. —
Schon kommt er wieder, klopft sein müdes Roß,
schnallt am Geschirrstrang, setzt sich auf den Bock;
sechs Knechte, handfest, derb, in buntem Rock
kommen ihm nach. And klirrend schließt das Schloß.
Der schwere Wagen rumpelt weiter
und stößt und poltert auf dem hellen Stein.
In eine enge Gasse biegt er ein,
und lachend folgen ihm die sechs Begleiter.
Im alten Steinturm auf der Warte
ist's ruhig wieder. Weiter, heller Schein
lugt durch die überrankte Scharte.
Am Mauerpfad das Holzbild der Madonne,
die Grabenbüsche, die aus mosigem Stein
aufwuchern, liegen staubig in der Sonne.
Zwei dunkle Schlünde gähnen wie erstarrt
ins stille Blau, das Sommerwärme träuft.
Daneben Kugelsteine nen
ein Steinberg, der auf Eisenfäuste harrt.
Am Eichenbalken unterm niedern Dach
lehnt noch ein junger, kräftiger Geselle,
und schaut, als sinn' er fernen Dingen nach,
wehmütig in die milde Helle.
Den Hammer hält er lässig in der Hand,
mit dem er just noch am Gestell gezimmert,
und rührt an des Geschützrohrs ehrne Wand,
daß sie mit leisem Klingen wimmert,
so wie ein Sterbeglöcklein klingt.
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