Full text: Für Tertia (Teil 4, [Schülerband])

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24. Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß recht du haben magst; 
Schon dacht ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst. 
Nimm, wie dein Herz begehret, von diesen Kamelen noch zehn! 
Du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn." 
25. Abdallah dankt und scheidet und denkt in seiner Gier: 
Und wenn ich zwanzig begehrte, der Tor, er gäbe sie mir. 
Er kehrt zurück im Laufe, es muß versuchet sein: 
Er ruft; ihn hört der Derwisch und harret gelassen sein. 
26. „Mein Bruder, hör, mein Bruder, o traue meinem Wort! 
Du kommst, unkundig der Wartung, mit dreißig Kamelen nicht fort; 
Die widerspenstigen Tiere sind störriger, denn du denkst; 
Du machst es dir bequemer, wenn du mir zehen noch schenkst." 
27. Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß recht du haben magst; 
Schon dacht ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst. 
Nimm, wie dein Herz begehret, von diesen Kamelen noch zehn! 
Du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn." 
28. Und wie so leicht gewähret, was kaum er sich gedacht, 
Ist in Abdallahs Herzen erst recht die Gier erwacht; 
Er hört nicht auf, er fordert, wohl ohne sich zu scheun, 
Noch zehen von den zwanzig und von den zehen neun. 
29. Das eine nur, das letzte, dem Derwisch übrig bleibt, 
Noch dies ihm abzufordern des Herzens Gier ihn treibt: - 
Er wirft sich ihm zu Füßen, umfasset seine Knie: 
„Du wirst nicht Nein mir sagen, noch sagtest du Nein mir nie." — 
30. „So nimm das Tier, mein Bruder, wonach dein Herz begehrt. 
Es ist, daß trauernd du scheidest von deinem Bruder, nicht wert. 
Sei fromm und weif im Reichtum und beuge vor Allah dein Haupt, 
Der, wie er Schätze spendet, auch Schätze wieder raubt!" 
31. Abdallah dankt und scheidet und denkt in seinem Sinn: 
Wie mochte der Tor verscherzen so leicht den reichen Gewinn? 
Da fällt ihm ein das Büchschen: Das ist das rechte Geschmeid, 
Wie barg ers wohlgefällig in sein gefaltet Kleid! 
32. Er kehrt zurück: „Mein Bruder, mein Bruder, auf ein Wort! 
Was nimmst du doch das Büchschen, das schlechte, mit dir fort? 
Was soll dem frommen Derwisch der weltlich eitle Tand ?" — 
„So nimm es!" spricht der Derwisch und legt es in seine Hand.
	        
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