Full text: [Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband]] (Teil 5 = Klasse 2 und 1, [Schülerband])

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Lenau, Sturmesmythe. — Grün. 
2. Nicht ein Blatt am Strande wagt zu rauschen; 
Wie betroffen stehn die Bäume, lauschen, 
Ob kein Lüftchen, keine Welle wacht. 
Und die Sonne ist hinabgeschieden; 
Hüllend breitet um den Todesfrieden 
Schleier nun auf Schleier stille Nacht. 
3. Plötzlich auf am Horizonte tauchen 
Dunkle Wolken, die herüberhauchen 
Schwer, in stürmischer Beklommenheit; 
Eilig kommen sie heraufgefahren, 
Haben sich in angstverworrnen Scharen 
Um die stumme Schläferin gereiht. 
4. Und sie neigen sich herab und fragen: 
„Lebst du noch?" in lauten Donnerklagen. 
Und sie weinen aus ihr banges Weh. 
Zitternd leuchten sie mit scheuem Grauen 
Auf das stille Bett herab und schauen, 
Ob die alte Mutter tot, die See. 
5. Nein, sie lebt! sie lebt! Der Töchter Kummer 
Hat sie aufgestört aus ihrem Schlummer, 
Und sie springt vom Lager hoch empor: 
Mutter — Kinder — brausend sich umschlingen, 
Und sie tanzen freudenwild und singen 
Ihrer Lieb' ein Lied im Sturmeschor. 
Anastasius Brün ^Anton Graf von Auerspergs. 
(1806—1876) 
151. Der Ring 
1. Ich säst auf einem Berge, 
Gar fern dem Heimatland, 
Tief unter mir Hügelreihen, 
Talgründe, Saatenland. 
2. In stillen Träumen zog ich 
Den Ring vom Finger ab, 
Den sie, ein Pfand der Liebe, 
Beini Lebewohl mir gab.
	        
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