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man ganz außergewöhnlich große Hoffnungen. Von den bis jetzt
bekannten Vorteilen dieses Lichtes sei hier nur folgendes im voraus
angeführt:
1. Das elektrische Licht entwickelt fast gar keine Wärme und ent—
nimmt der umgebenden Luft keinen Sauerstoff zur Verbrennung, so
daß es durch seine Anwendung der Gesundheit nicht unzuträglich wird.
2. Es verändert die Farbe der beleuchteten Körper nicht im
mindesten.
3 Es liefert für Werkstätten und große Räume eine sehr aus—
giebige Beleuchtung.
4. Es kann Räume beleuchten, die von dem Orte, wo es erzeugt
wird, sehr entfernt liegen.
5 Es vermindert die Gefahren von Unglücksfällen; eine Feuers—
gefahr kann durch elektrisches Licht schwerlich entstehen.
6. Der Preis ist im Vergleich zur gelieferten Lichtmenge ziem—
lich gering.
Besondere Aufmerksamkeit wandten die Erfinder auch dem Appa—
rate zu, der das elektrische Licht ausströmen läßt. Man unterscheidet
gegenwärtig Bogenlicht- und Glühlichtlampen. Die ersteren
erzeugen ein bläulichweißes, dem Mondscheine ähnliches Licht. Sie
sind so eingerichtet, daß zwei nebeneinanderstehende Kohlestäbchen
an ihren Spitzen zum Glühen und Leuchten gebracht werden. Eine
derartige Lampe mit einer Leuchtkraft von 10 Gasflammen (eine solche
wiederum zu 16 —16 Lichtstärken angenommen) eignet sich nicht für
kleine Räume, selbst dann nicht, wenn man durch eine Glocke von
Milchglas die starke, blendende Flamme zu dämpfen versucht. Für
Kriegs- und Marinezwecke, für Leuchttürme, große Plätze und Hallen,
ebenso für Straßen mit starkem Verkehr, sowie für nächtliche Arbeiten
im Freien ist solches Licht aber vorzüglich.
In verschiedenen Prachtläden großer europäischer Städte kann
man schon Bogenlampenlicht brennen sehen. Selbst die größten Gas—
brenner in den Nachbarläden liefern diesem gegenüber düsteres und
dürftiges Licht. Siemens und Halske in Berlin und Schuckert in
Nürnberg gelten als die hervorragendsten deutschen Firmen, die sich
mit der Einrichtung dieses elektrischen Lichtes beschäftigen.
Von der Bogenlichtlampe — auch Differenziallampe genannt —
unterscheidet sich wesentlich die Glühlichtlampe. Es ist dies eine Er—
findung des Nordamerikaners Edison. Eine solche Lampe besteht
aus einer luftleer gemachten, ovalen Glaskugel von der Größe eines
Gänseeies. Im Innern befindet sich eine Faser von Bambusrohr in
Form eines Bügels und von der Stärke eines Pferdehaares. Wird
diese so zubereitete Lampe, die man für einige Mark kaufen kann,
mit einem elektrischen Strome in Verbindung gesetzt, so gelangt die
Faser infolge des Widerstandes, welchen sie dem Durchgange des
elektrischen Stromes entgegensetzt, zum Glühen. Edison behauptet,
daß eine solche Faser 800 Stunden zum Leuchten benutzt werden kann.
Da die vom Hauptleitungsdrahte abgezweigten übersponnenen