Full text: [Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband])

Deutsche Kämpfe in Südwest. 
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Das ganze Lager: die schweren Wagen mit den langen Ochsen- 
reihen, die Lunderte von Pferden, die Lazarettwagen mit Ärzten, Ver¬ 
wundeten und Toten, das Hauptquartier: alles kam hinterher und lagerte 
sich aus der Lichtung. Wir aber lagen rund um sie am Rand des 
Buschselds und wehrten die Feinde ab, die bald hier, bald da in wilden 
Laufen mit lautem Schreien durch den dichten Busch heranbrachen. 
Llnd nun kletterten sie hinter uns mit Feldkeffeln in die zehn Meter 
liefen Wasserlöcher und füllten die Eimer, die an zusammengebundenen 
Zügeln herabgelassen wurden, und singen an, Mensch und Tier zu 
tränken. Wenn je zehn Tiere ein wenig bekommen hatten, war das 
Wasserloch leer. Es waren wohl zehn oder zwölf Löcher an dieser Stelle. 
Die Sonne ging unter. Einige von uns schlichen hoch und hieben 
mit ihren Seitengewehren Buschwerk ab und machten einen Kraal vor 
uns. Die Artilleristen stellten hinter uns die Maschinengewehre und 
Geschütze auf und knieten daneben. Abgesandte Kameraden krochen von 
Mann zu Mann und gaben uns ein wenig Wasser. Linker uns im 
Lager tränkten sie im Dunkeln die unruhig drängenden Lausen der 
Tiere; an den Lazarettwagen gingen die Psieger mit Laternen in der 
Land und beugten sich über jeden. Dazwischen feuerten die Feinde 
noch immer. Rund ums Lager blitzte es auf im dunkeln Busch. 
Erst gegen Mitternacht wurde es stiller. Wir reichten uns von Land 
zu Land ein wenig Zwieback. Dann kam die völlige Dunkelheit, und 
das Schießen hörte auf. Was hatte der Feind vor? Lier lagen wir, 
vierhundert Mann, in dunkler Nacht, übermüde, halb verdurstet, und 
vor uns und um uns ein wildes, rasendes Volk von sechzigtausend. 
Von den anderen deutschen Abteilungen wußten und hörten wir nichts. 
Vielleicht waren sie abgetan, und die sechzigtausend ziehen sich nun zu¬ 
sammen und fallen über uns. Von fernher hörten wir durch die stille 
Nacht das Brüllen von ungeheuren, verdurstenden Viehherden und 
fernes, schweres Getöse wie vom Ziehen eines ganzen Volkes. Ost¬ 
wärts stand ein riesiger Feuerschein. Ich lag, so lang ich war, das 
Gewehr bereit, und ermunterte meine todmüden Kameraden, daß sie 
wachten. 
So kam allmählich der Morgen. 
Da stießen einige Patrouillen vorsichtig vor. 
And da erfuhren wir zu unserer großen Verwunderung, daß der 
Feind abgezogen war, und zwar in wilder Flucht. 
Wir wären ihm gern gleich gefolgt; aber wir hatten noch keine 
Nachricht von den anderen Abteilungen. Auch waren Mensch und Tier 
am Ende ihrer Kraft.
	        
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