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V. Geographische Schilderungen und Erzählungen.
erhalten hatte! Alles Pumpen war vergeblich, und die „Lansa" begann
langsam zu sinken. Was noch irgendwie von Wert sein konnte und
erreichbar war, wurde aufs Eis geschafft; die bisher angelegten wissen¬
schaftlichen Sammlungen und photographischen Aufnahmen aber gingen
verloren, die Masten wurden gekappt und samt der ganzen Takelung
aufs Eis geschleppt; dann wurden die Leinen gelöst, mit denen der
Eisanker die „Lansa" noch am Felde festhielt, damit nicht die Scholle
selbst durch das sinkende Schiff zertrümmert wurde. Ringsum häufte
sich ein chaotisches Durcheinander der verschiedensten Dinge, schwach
belebt durch Gruppen mit dem Tode kämpfender, vor Frost zitternder
Ratten, die das Wasser aus dem Schiffsinnern getrieben hatte, und in
der Nacht vom 21. zum 22. Oktober versank die „Lansa" in den eisigen
Fluten! —
Jetzt galt es, sich in dem Kohlenhause einigermaßen wohnlich ein¬
zurichten. Das undichte Segeltuchdach wurde durch ein Plankendach
ersetzt, und um Lust und Licht in die schwarze Wohnung einzulassen,
wurden zwei Klappfenster am Dache angebracht, die aber den größten
Teil des Tages über das Lampenlicht nicht entbehrlich machten. Zu
beiden Seiten des Mittelgangs wurden Pritschen zum Schlafen errichtet
und gegen das Festfrieren der Kopfkissen an die Wand eine Lolz-
sütterung angebracht. Zwei Ösen sorgten für ausreichende Leizung.
An den mit Segeltuch überzogenen Wänden wurden Borde angebracht,
auf denen Bücher, Instrumente und Kochgeschirr Platz fanden; die
Schiffskisten dienten als Tische und Bänke. Der goldene Spiegel aus
der Kajüte prangte an der hintern Wand, darunter ein kostbares Baro¬
meter und die Ahr. Der größte Teil des Proviants und Brenn¬
materials wurde von der Stelle, wo die „Lansa" eingebrochen war,
herbeigeschafft und bei dem Lause aufgestapelt. Da der Schnee bald
die Löhe der Lauswände erreichte, wurde rings um die Wohnung ein
vier Fuß breiter Gang gegraben und mit Segeln gedeckt. Das war
die Speisekammer. Ein etwa für zwei Monate reichender Teil des
Proviants wurde in die Boote gepackt, die alle paar Tage aus dem
Schnee ausgegraben werden mußten. Eine Fallreeptreppe diente zum
Linabsteigen in das Laus, das, wie ein Fuchsbau, kaum mit dem Dache
aus dem Schnee hervorragte, und um Schnee und Wind von diesem
Eingang fernzuhalten, wurde noch eine Vorhalle mit einem gewundenen
Gang im Schnee ausgeschaufelt, deren Dach ebenso konstruiert war wie
das der Vorratsräume.
Mit der Vernichtung der „Lansa" schien die Kraft des Eises
erschöpft zu sein; die Eispressungen hatten aufgehört, und das Eisfeld