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IV. Erzählungen, Balladen und Romanzen.
148. Das alte Laus.
Von Friedrich Äebbel.
1. Der Maurer schreitet frisch heraus,
er soll dich niederbrechen;
da ist es mir, du altes Haus,
als hörte ich dich sprechen:
„Wie magst du mich, das lange Jahr'
der Lieb' und Eintracht Tempel war,
wie magst du mich zerstören?
2. Dein Ahnherr hat mich einst erbaut
und unter frommem Beten
mit seiner schönen, stillen Braut
mich dann zuerst betreten.
Ich weiß um alles wohl Bescheid,
um jede Lust, um jedes Leid,
was ihnen widerfahren.
3. Dein Vater ward geboren hier
in der gebräunten Stube,
die ersten Blicke gab er mir,
der muntre, kräft'ge Bube.
Er schaute auf die Engelein,
die gaukeln in der Fenster Schein,
dann erst auf seine Mutter.
Lind als er traurig jchlich am Stab
nach manchen schönen Jahren,
da hat er schon, wie still ein Grab,
in meinem Schoß erfahren;
in jener Ecke saß er da,
und stumm und händefaltend sah
er sehnlich auf zum Äimmel.
Du selbst — doch nein, das sag' ich nicht,
ich will von dir nicht sprechen —
hat dieses alles kein Gewicht,
so laß nur immer brechen!
Das Glück zog mit dem Ahnherrn ein;
zerstöre du den Tempel sein,
damit es endlich weiche!