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VII. Im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.
5. Wie die Kelche, die da troffen,
stand die Seele atmend offen,
wie die Blumen, düftetrunken,
in den Äimmelstau versunken.
6. Schauernd kühlte jeder Tropfen
tief bis an des Äerzens Klopfen,
und der Schöpfung heilig Weben
drang bis ins verborgne Leben. —
7. Walle, Regen, walle nieder,
wecke meine alten Lieder,
die wir in der Türe fangen,
wenn die Tropfen draußen klangen!
8. Möchte ihnen wieder lauschen,
ihrem süßen, feuchten Rauschen, .
meine Seele sanft betauen
mit dem frommen Kindergrauen.
176. Der Bach.
Von Paul Äehse.
1. Mit Sausen und Brausen
der Bach kommt geschossen,
in Sprüngen und Possen
vollbringt er den Lauf.
Die Welle wie Helle!
Er träumt nur vom Meere,
und Schleusen und Wehre
nicht halten ihn auf.
2. Doch drunten im Grunde
er stutzt an der Mühle;
nun enden die Spiele,
er strudelt und kocht.
Trotz Schämen und Grämen
in saurem Geschäfte
verbrausen die Kräfte,
vom Rad unterjocht.
3. Vorüber das Fieber!
Die Frone geendigt!
Run dehnt er, gebändigt,
zum Weiher sich aus.
Die Welle wie Helle!
Richt lockt ihn die Ferne;
er spiegelt die Sterne
und Garten und Laus.