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376 IV. Erzählungen, Balladen und Romanzen.
die sie so freundlich mir gesandt,
so würd's für mich 'ne Wollust sein.
Last nun verstanden, dummer Esel?" —
115 „Befehl," seggt wedder Jochen Päsel. —
An Jochen geiht un bringt denn nu
den Kanten tau de gned'ge Fru:
„Empfehlung von Lerrn Leutinant
an gned'ge Fru von Diamant . . ." —
120 „Was bringst du da, mein lieber Sohn?" —-
„An wär' als Esel längst bekannt,
un gned'ge Fru von Diamant . . ." —
„Na, laß nur, laß, ich weiß das schon!" —
„An sollten gnedigst doch verzechn,
125 un einen Kauten is dadrein,
un sollt for Sie 'ne Wollust sein." —
De gned'ge Fru, dei lacht denn sihr:
„Na, sag' dem Lerrn Leutenant,
wenn er erst wäre wieder hier,
130 dann sprächen wir wohl mal darüber.
And grüß' ihn nur, und hier, mein Lieber,"
drückt em en Daler in de Land
un denkt denn nu, hei fall nu gähn;
doch Jochen, dei bliwwt stramm bestahn
135 un höllt de Land so vor sick hen
un kickt sick in de Land herin,
as hadd hei nie en Daler seihn.
„Was stehst du noch? Was wartest du?"
sröggt em tauletzt de gned'ge Fru,
140 „nun ist ja allens in der Reih' —"
„Ne," seggt uns' Jochen, „btt 's man ein,
de Kauten kost't uns sülwen drei."
118. Die Drei.
Von Nikolaus Lenau.
1. Drei Reiter nach verlorner Schlacht,
wie reiten sie so sacht, so sacht!
2. Aus tiefen Wunden quillt das Blut,
es spürt das Roß die warme Flut.
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