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der löblichen Republik in eine dauernde und sichere Allianz zu treten.
Er schloß mit der Anzeige, daß er im Begriffe sei, sich mit dem
ältesten Fräulein von Oranien in eine Allianz der heiligen Ehe ein—
zulassen, und knüpfte daran die Hoffnung, daß die hochmögenden
Herren sich dies lieb und angenehm sein lässen würden. — Die De—
putierten zollten ihm freudigen Beifall und setzten der Prinzessin ein
Jahrgehalt von 20000 Gulden aus.
Am 23. November fand — wegen der Krankheit des Prinzen—
Statthalters in aller Stille — die Vermählung des jungen Paares siatt.
Friedrich Wilhelm ließ indessen seine junge Gemahlin auf deren Bitte
zur Pflege ihres Vaters noch im Haag zurück. Im März des folgenden
Jahres verschlimmerte sich der Zustand des Statthalters. Der Kurfürft
erschien wieder im Haag, um seinen väterlichen Freund vor dessen Lebens—
ende noch einmal zu sehen. Am 18. März 1647 hauchte der edle
Oranier in den Armen seiner Tochter seinen Geist aus. Nach den
Trauerfeierlichkeiten begleitete Luise Henriette ihren Gemahl nach Kleve.
Im Frühjahr 1648 trieb der Stamm der Hohenzollern ein
neues Reis. Darüber war Freude bei den fürstlichen Eltern wie im
Lande. Selbst aus dem fernen Königsberg sandte der Dichter Simon
Dach ein Festgedicht zur Begrüßung des neügeborenen Prinzen, und die
märkischen Stände ließen eine Denkmünze prägen mit der Inschrift.
„Gott erhalte Baum und Land
Und verbess're jeden Stand!“
Aber nur kurze Zeit währte die Elternfreude. Bald nach dem
Aufbruche des kurfürstlichen Vaters von Kleve erkrankte der junge
Prinz, welcher in der Taufe die Namen Wilhelm Heinrich erhalten
hatte, und starb bald darauf in Wesel (24. Okt. 1649).
Nachdem der Kurfürst in den neuen Landesteilen Minden, Magde—
burg und Halberstadt die Huldigung entgegengenommen, hielt er am
20. April 1650 mit seiner Gemahlin durch die kurz vorher angelegte
und in holländischem Geschmack zu beiden Seiten mit jungen Linden
bepflanzte Straße, welche jetzt von dem mit der Viktoria geschmuckten
Brandenburger Thore nach dem alten Schlosse führt, seinen Einzug
in die Hauptstadt.
Luise Henriette ward ihrem Gemahl eine treue Genossin in guten
und bösen Tagen. Ihr milder, frommer Sinn sänftigte oft den Zorn des
Kurfürsten und hielt ihn von übereilten Schritten zurück; ihr Rat ward
ihm lieb und wert, und ihr häusliches Walten, ihre Sorge für die
Hebung der Landwirtschaft und Pflege des Gartenbaues im kleinen ge⸗
reichte dem ganzen Lande zum segensreichen Beispiel. Sie besaß vor allen
die Tugend, welche unsere Minnedichter in der Hohenstaufenzeit bei den
deutschen Frauen unter dem Namen „die Maße' priesen. Das Wirken
edler Frauen verbirgt sich vor der Offentlichkeit, und wir erfahren von
ihrem Thun oft nichts, als den stillen Segen, der daraus entsprießt.
Um so mehr wollen wir bei den glänzenden Großthaten Friedrich
Wilhelms auch des stillen Anteils gedenk bleiben, welcher der edlen
Dranierin an dem Aufblühen der Brandenburgischen Lande gebührt.
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