Full text: [Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband]] (Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband])

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Ein solcher braver Kerl war z. B. Kapitän Hauschildt, der den 
„Karl Heinrich" fuhr, ein kleines, wie eine Kuff gebautes Schiff, das 
noch nach alter Weise mit einer über das Heck reichenden Ruder-Pinne 
versehen war und mittels „Taljen" gesteuert wurde. Auf dem Ruder¬ 
knopfe saß ein aus Holz geschnitztes Tier, dessen Gattung festzustellen 
niemals gelungen ist. Kreuz und quer fuhr Hauschildt mit seinem kleinen 
tüchtigen Fahrzeuge durch die Welt, von seltenem Glück begünstigt. 
Stets traf er den besten Frachtenmarkt und günstigen Wind. In den La 
Plata-Häfen, wohin er häufig kam, war sein Glück so sprichwörtlich, daß 
man den Wind nach der Richtung prophezeite, die er einschlagen wollte. 
Einst traf er Montevideo landwärts blockiert, von der Seeseite aber 
dem Verkehr geöffnet. Da segelte er nach Rio Grande, ritt zu Pferde 
ins Innere und kaufte sich eine Herde Ochsen; als holsteinischer Bauern¬ 
sohn verstand er sich darauf sehr gut. Dann trieb er das Vieh selbst 
mit an die Küste, lud es in sein Schiff und segelte zurück nach dem 
belagerten Montevideo, wo er seine Ware zu hohen Preisen verkaufte. 
Achtzehnmal in dreizehn Monaten fuhr er so hin und her! Als die Be¬ 
lagerung zu Ende war, segelte er nach Hause und stellte seinem Reeder 
mit leuchtenden Augen einen ansehnlichen Sack Goldstücke aus den Tisch. 
Mitunter wurden Schiffe geradezu auf Entdeckungsreisen ausgesandt, 
so nach dem Roten Meere und dem Persischen Golf. Es galt auszu¬ 
kundschaften, ob nach den dortigen Küsten ein Handel möglich sei und in 
welchen Artikeln. 
Seinen Untergebenen wußte der Vater reges Interesse für seine 
Pläne einzuflößen und sie dadurch zu emsiger Mitarbeit zu gewinnen. 
Nur bei einem scheiterten alle darauf gerichteten Versuche. Der „alte 
Heinrich" ließ sich niemals aus seiner trägen Gelassenheit bringen. Er 
war der Hausküper, d. h. ein gelernter Faßbinder, der, wie das in 
Hamburg damals allgemein üblich war, zugleich die Stelle des Haus¬ 
knechtes versah. Heinrich war seit Errichtung des Geschäftes in seiner 
Stellung und pflegte zu sagen: „Ick Hess mi mit den Herrn tosamen 
etabliert." Eine seiner Funktionen war, den Proviant für die Schiffe 
in Tonnen und Kisten zu schlagen, die er dann „Bon", „Lich", 
„Afl" usw. markte.*) So prangten sie auf der Diele, bis das Gro߬ 
boot des betreffenden Schiffes, von vier strammen Matrosen gerudert, an 
die Flettreppe kam, sie abzuholen. 
Heinrich sprach nur gebrochen Hochdeutsch. Nun gibt es im Platt¬ 
deutschen für das männliche und weibliche Geschlecht nur den einen 
Artikel „de". Diesen übersetzte er ein für allemal mit „die". Einen 
männlichen Artikel gab es für ihn einfach nicht. Er sagte konsequent: 
die Mond, die Mann, die alte und die junge Herr usw. So kam er 
selbst zu dem Namen „die alte Heinrich". Fremdworte verdrehte er in 
*) Bohnen, Lichte, Äpfel.
	        
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