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Dann bist du's, die mit herber Flamme
Des Polenflüchtlings Herz verzehrt,
Und die dem Sohn von Judas Stamme (35)
Im Tod die Füße ostwärts kehrt,
Als möcht er sterbend noch erstreben
Das Land, das ihm versagt im Leben;
Dann lockst du, klingt im Mondcnglanze
Des Alphorns heimatsel'ger Gruß, (40)
Zu Straßburg von der hohen Schanze
Den Schweizer in den wilden Fluß,
Und von den Klängen, von den Wogen
Wird er in seinen Tod gezogen. —
Ich selber hab' in vor'gen Jahren (45)
Dies wundersame Weh erfahren,
Da Ägeus' Flut wie lautres Gold
Zn meinen Füßen noch gerollt.
O wohl ist's schön an jenem Meer,
Die schlanke Palme sah ich ragen, (50)
Der Tempel Säulentrümmer lagen
Umblüht von Rosen um mich her;
Der Himmel wölbte sich krystallen,
Von Düften schien die Luft zu wallen,
Zu leisem Zitherschlag erklang (55)
Vom Meer des Fischers Abendsang,
Der in der Bark auf lichter Spur
Gen Salamis hinüberfuhr.
Und doch! Ich fühlte keine Lust,
Es schlich ein krankhaft brennend Sehnen (60)
Wie Fieberhauch durch meine Brust,
Und kaum erwehrt' ich mich der Thränen.
Ich saß auf zack'gem Fels und lauschte,
Ob nicht aus Nord ein Lüftchen rauschte;
Das sog ich durstig atmend ein, (65)
Als ob's mich tief erquicken müßte;
Es konnte ja zur fernen Küste
Ein Gruß aus Deutschlands Wäldern sein.
Und ward es still, da blickt' ich wieder
Hinab ins Buch auf meinen Knien (70)
Und ließ die alten goldnen Lieder
Homers durch meine Seele ziehn;
Den eignen Schmerz dann fühlt' ich mit
In: Jammer, den der Dulder litt,
Ich sucht' ihn in des Sängers Tönen (75)
Zugleich mit jenem zu versöhnen.