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Varus stürzt sich in sein Schwert. Nur wenige seiner Krieger
können noch fliehen; alle anderen werden erschlagen oder ge¬
fangen. Das ganze große, tapfere Römerheer ist vernichtet.
Deutschland aber, das geknechtete, ist gerettet, das Vaterland
ist srei geworden von seinen Drängern.
5. Folgen der (Schlacht — Während die Deutschen
ihren Göttern für den errungenen herrlichen Sieg Dankopfer
darbrachten, verbreitete die Botschaft von der furchtbaren
Schlacht in Rom Angst und Schrecken. Der Kaiser Augustus
legte Tranerkleider an und ließ sich Monate lang Haar und
Bart wachsen. Bisweilen, ganz von Schmerz überwältigt, stieß
er den Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gieb
mir meine Legionen wieder!" Allgemein herrschte die Furcht,
die Deutschen würden wieder ins Reich einbrechen, wie zur Zeit
der Cimbern und Teutonen. Daher machten die Römer eilig
die größten Rüstungen, um die Grenzen gegen den Andrang
der Germanen zu verteidigen. Allein diese Besorgnis war un¬
begründet. Armin dachte nicht daran, auf Eroberungen auszu¬
ziehen; er war zufrieden, den vaterländischen Boden von den
Feinden befreit zu haben.
6. Armins Ende. — Diese Freiheit seinem Volke zu
bewahren, war sein Bemühen, so lange er lebte. Vergeblich
machten die Römer neue Versuche, in Deutschland festen Fuß
zu fassen; Armin schirmte sein Vaterland mit starkem Arm.
Zwölf Jahre lang war er noch des Volkes oberster Führer und
Feldhauptmann. Da fiel der edle Held durch schmachvollen
Meuchelmord. Neider seines Ansehens erschlugen ihn. Das
deutsche Volk aber sang seinen Ruhm Jahrhunderte hindurch,
und die dankbare Nachwelt feiert ihn mit Recht als Deutsch -
lauds Befreier.
6. Die Völkerwanderung.
1. Deutsch e Vö lkervereine. — Seit Armins Siege
konnten die Römer nicht mehr daran denken, Deutschland zu
bezwingen. Sie suchten nur noch ihr Gebiet vor dem Eindrin¬
gen der deutschen Völker zu sichern. Darum stellten sie an den