Full text: Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648. 
Werden. Ihnen schloß sich auch Karlstadt an; und schon gewannen 
sie viel Anhang und fingen an ihre Neuerungen gewaltsam durch- 
1522. zusetzen. Da erschien Luther in Wittenberg. Er hatte auf die 
Mahnungen seines Kurfürsten, der ihn aus die ihm drohende Gefahr 
aufmerksam machte, geantwortet, daß er in Gottes Schutz stehe: 
„Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfürstliche Gnaden mehr schützen, 
als Sie mich schützen könnten. Wer am meisten glaubt, der wird 
hier am meisten schützen." Eine Woche lang predigte er täglich 
gegen das Unwesen der Bilderstürmer und Wiedertäufer und erreichte, 
daß sie aus Wittenberg weichen mußten. 
Mtigkeit. Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige 
Zeit später legte er die Mönchskutte ab und heiratete im Jahre 1525 
Katharina von Bora, die, aus einem sächsischen Adelsgeschlecht 
stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und 
es nun, wie so viele andere Mönche und Nonnen, verlassen hatte. 
Treue Freunde standen ihm zur Seite, außer dem MagisterPhi- 
lippus Justus Jonas, Bugenhagen und andere. Er 
predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so 
manchen deutschen Fürsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende 
Deutsche aller Stände, er schrieb Bücher und Streitschriften, er 
forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu übersetzen, er dichtete 
endlich seine herrlichen Kirchenlieder, vor allem das evangelische 
Schutz- und Trutzlied: Ein feste Burg ist unser Gott. Er war der 
Held, zu dem ein großer Teil der Nation jubelnd und verehrend auf- 
schaute. 
§ 116. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch 
in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der 
^Zürich.*" schweizerische Reformator wurde Ulrich Z w i n g l i, der als Sohn 
wohlhabender Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren 
Universitäten studiert hatte und dann Geistlicher geworden war. Als 
Feldprediger hatte er zeitweise geworbene Schweizer Söldner, „Reis- 
läufer", nach Italien begleitet, nachher wurde er Priester in Zürich. 
Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablaßwesen in Gegensatz zu der 
päpstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem für Luther die Leipziger 
Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, daß der Rat von Zürich 
einen Ablaßprediger auswies. In den nächsten Jahren wurde in 
Zürich die Reformation durchgeführt, dem Papste der Gehorsam auf- 
gesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus 
den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders Bern und 
Basel, schlössen sich diesem Vorgehen an. 
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