Full text: Weimarisches Lesebuch

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mit großem Lack und großem Bart; 
der sicht die goldnen Blätter bald. 
Gr steckt sie ein, geht eilends fort 
und läßt das leere Bäumlein dort. 
5. Das Bäumlein spricht mit Grämen: 
„Die goldnen Blättlein dauern mich; 
ich muß vor den andern mich schämen; 
sie tragen so schönes Laub an sich. 
Dürft' ich mir wünschen noch etwas, 
so wünscht' ich mir Blätter von Hellem Glas." 
6. Da schlief das Bäumlein wieder ein, 
und früh ist's wieder aufgewacht. 
Da hatt' es glasene Blätter fein, 
das war eine Pracht! 
Das Bäumlein spricht: „Nun bin ich froh; 
kein Baum im Walde glitzert so." 
7. Da kam ein großer Wirbelwind 
mit einend argen Wetter; 
der fährt durch alle Bäume geschwind 
und kommt an die glasenen Blätter; 
da lagen die Blätter von Glase 
zerbrochen in dem Grase. 
8. Das Bäumlein spricht mit Trauern: 
„Mein Glas liegt in dem Staub; 
die andern Bäume dauern 
mit ihrem grünen Laub. 
Wenn ich mir noch was wünschen soll, 
wünsch' ich mir grüne Blätter wohl." 
9> Da schlief das Bäumlein wieder ein, 
und wieder früh ist's aufgewacht; 
da hatt' es grüne Blätter fein. 
Das Bäumlein lacht 
und spricht: „Nun hab' ich doch Blätter auch, 
daß ich mich nicht zu schämen brauch'." 
*0. Da kommt mit vollem Guter 
die alte Geiß gesprungen; 
sie sucht sich Gras und Aräuter 
für ihre Jungen.
	        
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