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Sie sicht das Laub und fragt nicht viel;
sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel.
l l. Da war das Bäumlein wieder leer.
Ls sprach nun zu sich selber:
„Ich begehre nun keine Blätter mehr,
weder grüner, noch roter, noch gelber!
Hätt' ich nur meine Nadeln,
ich wollte sie nicht tadeln."
\2. Und traurig schlief das Bäumlein ein,
und traurig ist es aufgewacht.
Da besieht es sich im Sonnenschein
und lacht und lacht!
Alle Bäume lachen's aus;
das Bäumlein macht sich aber nichts draus.
f3. Warum hat's Bäumlein denn gelacht
und warum denn seine Kameraden?
Ls hat bekommen in einer Nacht
wieder alle seine Nadeln,
daß jedermann es sehen kann.
Geh 'naus, sieh's selbst; doch rühr's nicht an!
„Warum denn nicht?"
Weibs sticht. Friedrich Rückert.
139. Spruch.
Glaube mir, du hast viel getan,
wenn dir Geduld gewöhnest an. Goethe.
140. Das Bächlein.
Nlitten im Walde ist eine Helle, klare Quelle. Da sprudelt das
Wasser aus der Erde heraus und eilt munter in die weite Welt.
Ls läuft bergunter ins Wiesental. Hier fließt es etwas langsamer
dahiti. Viele schöne Blumen stehen rechts und links; sie gefallen
dein Bächlein, und im Vorbeilaufen möchte es sie grüßen. „Gib
mir von deinem Wasser, daß ich meine Blumen begießen kann!"
sagt die Gärtnerin, und das Bächlein füllt ihr die Gießkanne.
„Ich brauche auch Wasser," ruft die Bleicherin; „ich muß meine
Leinwand und meine Wäsche begießen, und du hast ja so viel."
Das Bächlein gibt ihr auch und läuft dann munter weiter. Gern
möchte es wohl mit den Kindern spielen, die neben ihm sitzen, Blumen