Full text: [Theil 1, [Schülerband]] (Theil 1, [Schülerband])

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guten Muthes war, saß heute mit umwölktem Antlitz und mit niederge¬ 
schlagenem Blicke da beim Morgenimbiß, und sie erhob sich zuletzt, ohne 
etwas zu essen, vom Sitze, und eine Thräne aus dem Auge wischend, 
eilte sie gegen die Thüre zu. — Es schien aber auch in der That, als 
wenn der Fluch auf diesem Hause lastete. Es war Theurung im Lande; 
das Gewerbe ging schlecht; die Auflagen wurden immer drückender; das 
Hauswesen verfiel von Jahr zu Jahr mehr, und es war am 
Ende nichts abzusehen als Armut und Verachtung. Das hatte den 
Mann, der sonst ein fleißiger und ordentlicher Bürger war, schon 
seit langer Zeit trübsinnig gemacht, dergestalt, daß er an seinem 
fernern Fortkommen verzweifelte und manchmal sogar äußerte, er 
wolle sich selbst ein Leids anthun und seinem elenden, trostlosen Leben 
ein (Sube machen. Da half beim auch kein Zureden von seiten seiner 
Frau, die sollst immer aufgeräumten Sinnes war, und alle Trost¬ 
gründe seiner Freunde, weltliche und geistliche, verschlugen nichts und 
machten ihn nur schweigsamer und trübseliger. — Der geneigte Leser 
wird denken, da sei es kein Wunder gewesen, daß denn zuletzt auch 
die Frau all ihren Muth und Freude verloren hat. Es hatte aber 
mit ihrer Traurigkeit eilte ganz eigene Bewaltdtnis, wie wir bald 
hören werden. Als der Manli sah, daß auch sein Weib trauerte und 
nun forteilte, hielt er sie an und sprach: „Ich lass' dich nicht aus der 
Stube, bis du mir sagst, was dir fehle." Sie schwieg noch eine Weile, 
danll aber that sie den Mund aus, und indem sie einen tiefen Seufzer 
holte, sprach sie: „Ach, lieber Mann, es hat mir heute Rächt geträumt, 
unser lieber Herrgott sei gestorben, unb die lieben Engelein seien ihm 
zur Leiche gegangen." „Einfalt!" sagte der Mann, „wie kannst du 
denn so etwas albernes für wahr galten oder auch nur denken? 
Herzlieb, bedenk doch, Gott kamt ja nicht sterben!" Da erheiterte sich 
plötzlich das Gesicht der guten Frau, und indem sie des Mannes beide 
Hüllde erfaßte und zärtlich drückte, sagte sie: „Also lebt er noch, der 
alte Gott?" „Ja freilich!" sprach der Mann, „wer wollte denn daran 
zweifeln?" Da umfing sie ihit und sah ihn an mit ihren holdseligen 
Augen, aus denen Zuversicht und Friede und Freudigkeit strahlte, und 
sie sprach: „Ei lmll, Herzensmann, wenn der alte Gott noch lebt, warum 
glauben und vertrauen wir denn nicht auf ihn! — er, der unsere Haare 
gezählt hat und nicht zuläßt, daß eines ohne sein Wissen ausfalle, 
der die Lilien des Feldes bekleidet und die Sperlinge ernährt und 
die jungen Raben, die nach Futter schreien!" — Bei diesen Worten 
geschah es dem Manne, als fielen ihm plötzlich Schuppen vom Auge, 
und als lösete sich das Eis, das sich um sein Herz gelegt hatte. Und er 
lächelte zum ersten male wieder nach langer Zeit, und er dankte seinem 
frommen, lieben Weibe für die List, die sie angewandt, um seinen 
todten Glauben an Gott zu beleben und das Zutrauen zu ihm 
hervorzurufen. Und die Sonne schien nun noch freundlicher in die 
Stube auf das Antlitz zufriedener Menschen, unb die Lüfte wehten 
erqickcklicher um ihre verklärten Wangen, und die Vögel jubilierten 
noch lauter in den Dank ihrer Herzen gegen Gott.
	        
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