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Blüte ausscheiden; Schmetterlinge, die aber seltener erscheinen, be—
mächtigen sich seiner mittels ihrer langen Rollzunge; viele kleine Käfer
aber zernagen und zerbeißen alles, weniger wählerisch als freßlustig.
Den meisten Blüten ist nicht so leicht beizukommen wie denen
der Doldenpflanzen, die das Honiggericht wie auf einem Präsentier⸗—
leller darbieten. Der Klee und die Braunelle, die Wicken, Taubnesseln
und andere halten den füßen Honigsaft in den langen Blütenröhren
verborgen, ja einige haben den Zugang zu der Röhre noch besonders
versperrt. Hummeln, Wespen, Bienen sind ihre Besucher. Dort setzt
sich eine ungeschlachte Hummel auf ein rotes Kleeköpfchen und steckt den
dicken Kopf mit der langen Zunge in eine Blütenröhre um den Nektar
zu lecken. Wir wollen versuchen die durch den Hummelbesuch an der
Kleeblüte hervorgebrachte Veränderung selbst zu bewirken. Ich presse
sanft mit dem Finger das Schiffchen nieder um den durch den Insekten—
körper bewirkten Druck nachzuahmen. Nun ist der Finger mit gelbem
Staube überpudert. Der Druck hat genügt das Schiffchen abwärts zu
bewegen und das starre Bündel der verwachsenen Staubblätter empor—
federn zu lassen. Die Staubbeutel haben nun hier meinen Finger und
nicht anders den Bauch der Hummel bepudert. Unmittelbar vorher
erscheint der einem Pinsel oder Lampenputzer ähnliche Stempel, der
den Staub einer fremden Blüte vom Bauche der Hummel abbürstet
und auf die Narbe befördert.
Während die Hummel, nur auf eigenen Nutzen bedacht, von
Blüte zu Blüte summt, ist sie, ohne es zu ahnen, Arbeiterin zum Nutzen
der Blumen. Ohne sie wäre deren Befruchtung unmöglich. Tatsächlich
brachten in England einst ausgedehnte Kleefelder keine Frucht, als
Feldmäuse die Mehrzahl der Hummelnester zerstört hatten. — Kleinere
und leichtere Honigsucher können das Schiffchen nicht herabdrücken.
Ihnen entzieht der Klee seine leckeren Schätze; sie sind in so langen
Röhren aufbewahrt, daß nur die Hummelzunge hinabreicht. Das un—
geschlachte Insekt ist des roten Klees Freund, sein bevorzugter Gast.
Für solche bevorzugte Gäste schmücken sich die Blumen mit bunten
Farben. Weithin sichtbar leuchten die großen, weißen Dolden der
Schirmträger aus dem grünen Gras hervor. Das einzelne kleine
Blütchen würde leicht übersehen werden; die große Menge dagegen
macht sich sehr bemerklich und daher werden die Doldenpflanzen von
sehr vielen Insekten besucht. So heben sich auch die gelben Sterne der
Hahnenfußgewächse, die zierlichen, hellgelben Blüten des Frauen—
flachses deutlich ven dem Grün der Wiese ab, desgleichen die roten
Blüten der Kuckucksnelke, des Klees und anderer Pflanzen. Blau ge—
färbte Blumen dagegen fallen im grünen Grase nur wenig in die
Augen und umsoweniger, je dunkler diese Farbe ist. Wie hat es nun
die blaublühende Wiesen-Gloclenblume angefangen, trotzdem ihr Licht