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weithin leuchten zu lassen? Sie steht nicht einzeln im Grünen, sondern
hat sich eine recht bunte Stelle des Wiesenteppichs ausgesucht. Um sie
her leuchtet es von weißen, roten und gelben Blüten und von dieser
bunten Pracht hebt sich das tiefe Blau ihrer zierlichen Glocken kräftig
und weithin sichtbar ab. Wir finden aber auch eine weiße Spielart.
Sie blüht einsam im dunkelgrünen Grase. Da ist die weiße Farbe von
größerem Nutzen als das schönere Blau. Es ist wirklich so, als ob die
Blumen der Wiese miteinander wetteiferten sich recht bemerkbar zu
machen. Nicht nur, daß sie aufwärts streben um ihr Blumenantlitz über
die Genossen zu erheben, nein, sie schmücken sich auch mit bunten Farben
und suchen diejenigen Plätze auf, wo die ihnen eigentümliche Färbung
am deutlichsten sich abhebt, ja bei manchen ändert sich die Farbe ab, je
nach der Stelle, wo sie wachsen.
Wie kleine Gasthäuser verkünden all diese Blumen durch weit—
hin leuchtende Schilder, daß man „hier einen Guten schenkt“. Und wie
die Gastwirte und Kaufleute streben durch Farbengegensätze ihre
Firmenschilder noch anlockender zu machen, so hat auch manch eifriges
Blümchen durch allerlei Flecke und Zeichnungen sein Blütenschildchen
glanzvoller gestaltet. Das Vergißmeinnicht verziert seine zartblaue
Blüte an der Schlundröhre mit einem gelben Rande; auf der Unter—
lippe des Frauenflachses erhebt sich ein leuchtend orangerotes Kissen;
der Wiesenklee umgibt sein rotes Köpfchen mit grünen Hochblättern;
der weiße Klee klappt die verblühten Blumen nach unten, so daß von
der braunen Unterlage die frischen, weißen sich noch leuchtender ab—
heben. Pfiffiger noch treiben es andere. Die Kornblume hat ihre
Randblüten trompetenartig verlängert. Diese Strahlenblüten haben
selbst keinen Nutzen davon, daß sie sich so weit sichtbar machen; denn sie
besitzhen weder Staubgefäße noch Stempel, können also nicht bestäubt
werden. Doch ihren Schwestern in der Mitte kommt der herbeigelockte
reichliche Insektenbesuch zugute. Ähnliche Selbstaufopferung im Dienst
des Ganzen, zu dem sie gehören, zeigen die Randblüten in der Dolde der
Schirmblütler, die des Maßliebchens, Tausendschönchens, der Kamille
und vieler anderer. Sie alle locken den Insektenbesuch für ihre un—
ansehnlicheren Genossen herbei.
Der Duft der Pflanzen ist ein gleichen Zwecken dienendes Mittel.
Schon den Honigduft, den wir Menschen meist gar nicht bemerken,
wittern viele feinnasigere Insekten Hunderte von Metern weit, noch
mehr aber den starken Duft vieler Klee-, Nelken- und Veilchenarten.
Noch kräftigeren Geruch finden wir an solchen Pflanzen, die der bunten
Blütenpracht entbehren, an Stellen wachsen, wo sie schwer aufzufinden
sind oder in der Nacht ihre Blüten erschließen.
Wer aber von ihnen sich nicht bemerkbar genug macht, dessen
Blüten entbehren des Insektenbesuchs, werden nicht bestäubt und