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namhafter Künstler gearbeitet, vorgezeigt und ihre Herstellung ein¬
gehend erläutert. Wir sehen da nicht nur allerhand unglasierte Ge¬
brauchs- und Schmuckgegenstände aus rotemTone, wie Blumentöpfe,
Kübel, Vasen, Wandteller u. dgl., sondern auch höchst gelungene
Fliesen mit reizenden Kindergruppen und vor allem zwei entzückend
schöne Majolikabilder, die unsern Kaiser und Friedrich den Großen
in Lebensgröße darstellen — alles kostbare Stücke von äußerst
wirkungsvoller Arbeit. Ein hervorragendes Verdienst an der Vervoll¬
kommnung der Ladiner Kunsterzeugnisse gebührt dem bekannten
Berliner Maler Paul Heydel. Bevor der Kaiser sein neues Besitztum
übernahm, soll der Ausbeutung und Verarbeitung der reichen Ton¬
schätze wenig Beachtung geschenkt worden sein. Wie sehr dem
Monarchen die Kunstanstalt ans Herz gewachsen ist, beweist der
Umstand, daß kein neues Stück die Arbeitsräume verlassen darf,
dessen Zeichnung nicht seine Genehmigung gefunden hat. Des Kai¬
sers Absicht und Hoffnung bei der Herstellung und dem Vertriebe der
gesamten Tonwaren ist, der Bevölkerung Arbeit und lohnenden Ver¬
dienst zu verschaffen, überhaupt anregend auf die Tonwarenindustrie
einzuwirken, die sich heute am Frischen Haffe fast ausschließlich auf
die Herstellung von Ziegeln und einfacher Töpferwaren beschränkt.
Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf den eigentlichen Wirt¬
schaftshof. An der peinlichen Ordnung und Sauberkeit, die überall
herrscht, merkt man, daß der Kaiser auch hier nach dem Rechten
sieht und dem landwirtschaftlichen Betriebe viel Verständnis ent¬
gegenbringt. Die besten und neusten Maschinen und Ackergeräte,
die sich in großer Zahl vorfinden, sind ein beredtes Zeugnis dafür.
Dazu erfahren wir, daß der Kaiser keine Ausgabe scheut, um die
Ertragfähigkeit der Wiesen und Äcker zu steigern und den Viehstand
durch beständige Erneuerung zu verbessern. Der Monarch soll sich
um alles kümmern. Wie ohne seine Einwilligung größere Anschaffun¬
gen nicht gemacht und umfangreiche Veränderungen nicht vorge¬
nommen werden dürfen, so verlangt er auch monatlich ausführlichen
Bericht über den Stand der Wirtschaft.
Inzwischen ist es Zeit geworden, an die Rückkehr zu denken.
Mit unserm Danke für die freundliche Führung und die genußreichen
Stunden verbinden wir den aufrichtigen Wunsch, daß das vorbild¬
liche Streben unsers kaiserlichen Herrn, aus seinem Besitztum ein
Mustergut zu machen, von Erfolg gekrönt sein möge.
Nach Berta Wegner-Zell. (Gumperts Töchteralbum.)