Friedrich Wilhelm IL
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seinen Generalen, als sie ihn baten, er mochte sich doch aus dem femd-
lichen Kugelregen entfernen: „Das hat nichts zu bedeuten; wir schießen
ja auch wieder."
2. Er war aber nicht bloß ein kampfesmutiger Soldat, er war
auch ein leutseliger Herrscher. Das zeigte er sogleich bei seinem Re¬
gierungsantritte; denn er erließ den meisten Verurteilten die Strafe, die
sein Vorgänger ihnen bestimmt hatte. Auch war er ein echt deutscher
Mann; denn er schickte die vielen französischen Beamten, die es damals
in Preußen gab, fort und gab ihre Stellen seinen Landeskindern. Für
die sorgte er überhaupt, wie ein Vater für die Seinen sorgt. So hob
er die lästigen Untersuchungen in den Wohnungen nach verbotenem
Tabak und Kaffee auf, so daß von nun an jeder seinen Tabak und
Kaffee kaufen konnte, wo er wollte.
3. Für seine Musikkapelle und für schöne Bauten, z. B. das Bran¬
denburger Thor in Berlin, gab er sehr viel Geld aus, so daß die große
Summe, die ihm sein Vorgänger hinterlassen hatte, in wenigen Jahren
verschwunden war. Er starb, nachdem er sein Land um die Gebiete von
Danzig und Thorn und um den Hauptteil der heutigen Provinz Posen
vergrößert hatte, im Jahre 1797, erst 53 Jahre alt.
4. Unter seiner Regierung brach in Frankreich die Revolution
ans. Das niedere Volk murrte gegen die Hohen und Reichen. Durch
die Verschwendungssucht der französischen Herrscher war die Staatsschuld
ins Ungeheure gestiegen. Die drückenden Steuern lasteten zumeist auf den
unteren Ständen, während der Adel und die Geistlichkeit fast steuerfrei
waren. Die Herrscher regierten nach Willkür und hatten das Königtum
allgemein verhaßt gemacht. Die Sittenlosigkeit am königlichen Hofe machte
die Hohen verächtlich. Durch zahlreiche Bücher und Flugschriften war die
Achtung vor Staat und Kirche untergraben worden. — Die Unzufrieden¬
heit des Volkes ging bald in offne Empörung über. Die persönlichen
Steuern wurden abgeschafft, Staatsgebäude wurden geplündert, und wer
es nicht mit den Umstürzlern hielt, wurde gefangen gesetzt oder enthauptet.
Auch der ' König Ludwig XVI. sowie seine Gemahlin wurden zur
Schlachtbank geführt. Endlich wurde sogar das Christentum abgeschafft,
und an die Stelle Gottes wurde die Göttin der Vernunft gesetzt. Gott
aber läßt sich nicht spotten. Was der Mensch säet, das wird er ernten.
Auch Frankreich wurde reif für Gottes gerechtes Strafgericht. Der aus
der Revolution hervorgegangene Kaiser Napoleon führte Hunderttausende
von Frankreichs Söhnen in den Tod.
Fr. Bteraittm.