Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

185. Auf dem Elefantenfang in Indien. 
247 
der Kheddah“, die den Elefanten den Eintritt erleichtern soll, begonnen werden 
konnte. Als auch diese Sache erledigt war, ward über dem Eingang ein in 
der Schwebe gehaltenes, nach innen fallendes Gatter angebracht und das ganze 
Bauwerk, um es den Blicken der Elefanten zu entziehen, innen und außen mit 
Gras, Laubwerk und Bambus verkleidet; selbst das innerhalb der Kheddah und 
des Mundes niedergetretene Gras und Buschwerk ersetzte man durch frisch ein— 
gepflanzten Bambus, um auf diese Art nach Möglichkeit jede Spur menschlicher 
Tätigkeit zu beseitigen. Für mich und Herrn Savi errichtete man schließlich in 
der Nachbarschaft etwa 8m hohe Maischans (Bambushütten), von wo aus man 
in aller Ruhe und Bequemlichkeit das ganze Treiben beobachten konnte. 
Um 12 Uhr nahmen wir unsere Sitze in den Maischans ein, und eine 
halbe Stunde später begann das Treiben. Da das Gelände durchweg dicht be— 
waldet war, so konnte ich von den Elefanten und Treibern wenig sehen, bis 
es — inzwischen mochte etwa eine Stunde vergangen sein — plötzlich un— 
weit des Kheddahmundes krachte und zwölf mächtige Tiere aus dem Dickicht 
traten. Sie stutzten einige Sekunden und sahen sich suumm ringsum, als über— 
legten sie, welchen Weg sie einschlagen sollten. Ich konnte vor Aufregung kaum 
mein Fernglas vor den Augen halten, so gespannt war ich auf den Entschluß 
der Tiere. Machten sie kehrt, so ward zum mindesten ein neues Treiben not⸗ 
wendig, verfolgten sie dagegen die eingeschlagene Richtung, so waren sie sicher 
gefangen. Als ich gewahrte, daß sie sich zu letzterem entschlossen, hätte ich laut 
aufjubeln mögen, aber ich hütete mich und jubelte still in mich hinein. Bedäch— 
tigen Schrittes gingen sie ins Verderben, den zwölf folgten weitere fünfzehn, 
und als der leßte Trupp die Offnung des Kheddahmundes passiert hatte, 
loderte sofort hinter ihnen eine mächtige Lohe auf. Feuerwerkskörper platzten, 
Schüsse knallten, und aus Hunderten von Menschenkehlen ertönte ein be— 
täubendes Geschrei, so daß die zu Tode erschreckten Tiere mit aller Macht vor— 
wärtsdrängten und im nächsten Augenblicke in der Kheddah saßen. Das Tau 
wurde gekappt, das Gatter fiel krachend nieder, und der laute Schall eines 
Gongs (Trommel) zeigte den auf ihren Posten verbliebenen Wächtern an, daß 
die Herde gefangen war. Sehr belustigend war der Umstand, daß ein Nach— 
zügler, der sich noch außerhalb der Kheddah befand, als das Gatter geschlossen 
ward, letzteres selbst beiseite schob und auf diese Weise zu seinen gefangenen 
Kameraden gelangte. Erst zu spät sah er ein, daß er besser daran getan hätte, 
draußen zu bleiben, und daß das Gatter sich zwar nach innen, keineswegs aber 
nach außen öffnete. 
Von allen Seiten stürzten nun jubelnd in hellen Haufen die Treiber und 
Wächter herbei; die Menschen schienen geradezu aus dem Boden zu wachsen, und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.