Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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beiden älteren Bergleute, die Hauer, während zwei jüngere, die 
Schlepper, die losgelösten Steinkohlen fortschaffen und auf den Kar¬ 
ren zur Strecke befördern. Wir kehren in den Stollen zurück. Es 
ist still um uns her. Obwohl über 1000 Bergleute in der Zeche 
arbeiten, ist von ihnen keiner mehr in unserer Nähe. Ihr Arbeits¬ 
bezirk verbreitet sich über ungeheure Strecken. Der einzige Laut in 
der Stille ist unser eigenes Atmen und das Tropfen herabrieselnden 
Wassers auf den Boden der Gänge. Vor uns starrt die Kohle in 
glänzenden Blöcken, über uns droht, durch Balken gestützt, eine 
gewaltige Lage grauen Schiefers. Eine Weile überlassen wir uns 
dem Eindrucke dieser unterirdischen Welt; und seltsam — mit einem 
Male steigt ein farbenprächtiges Bild der Vorzeit vor unsern Augen 
auf. Wir sehen vor uns eine Landschaft mit hohen, fremdgestalteten 
Bäumen. Gewaltige Schachtelhalmgewächse und Bärlappe erheben 
ihre hohen Stämme und wunderlichen Blätterkronen. Prächtige 
Zapfenpalmen stehen dazwischen. Hohe Nadelhölzer bereichern das 
Pflanzenbild, und baumartige Farne geben der Landschaft einen 
eigenen Reiz. Zwischen sumpfigen Jnfeln und Landzungen dringt 
allerwärts das Wasser des Meeres hinein. In feinen Fluten 
schießen Fische aus der Familie der Haie dahin, während an: 
Lande beutegierige Schlangen und Eidechsen einherschleichen. Tro¬ 
pische Hitze liegt über dieser Natur, und Wasserdünste verschleiern 
die Luft. 
Was wir da schauen, erscheint wie ein Traum, und doch war 
es einst lebensvolle Wirklichkeit. Auf diesem Boden war vor vielen 
tausend Jahren eine solche Welt. In der vor uns lagernden Stein¬ 
kohle sehen wir die Reste dieses längst versteinerten Lebens. 
Endlich mahnt uns die vorgerückte Stunde an die Heimkehr. 
Wir fahren zur Oberwelt zurück. Voll Freude begrüßen wir wieder 
das Tageslicht. 
197. Lin Gang durch die Rheinischen Ztahlwerke. 
von Friedrich Brücker, 
l. Ein Blick auf die lverke. 
an einem sonnigen Herbsttage stand ich mit einem Angestellten der 
Rheinischen Ztahlwerke auf der schwindelnden höhe einer Hoch¬ 
ofenbrücke. hörbar klopfte mein herz, ich weiß nicht, ob von der 
ungewohnten Anstrengung oder vor Freude über das fesselnde Bild, 
das sich unsern Blicken bot. Mit einem Rusdruck freudigen Stolzes 
im Rntlitze zeigte mein Führer in die weite Ebene hinunter. Fast 
unabsehbar, eine Stabt voll Glut und Rauch, eine Stabt rastloser
	        
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