Full text: Lesebuch für deutsche Volksschulen

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Doch eh' noch Rartaunen erdröhnten im Feld, 
entbot er zu sich die Ratsherrn ins Zelt; 
die traten gefaßt vor sein Angesicht 
und zitterten nicht. 
2. Der Friedland sprach: „Ihr Herrn vom Rat, 
dem Trotz nun entsagt, bevor es zu spat! 
Rach Recht und Gesetz ist mein dieses Land, 
so will es der Raiser, Herr Ferdinand. 
Drum fügt euch und tut, was der Mächt'ge gebeut,- 
von Gegenwehr laßt und ergebt euch noch heut!" 
Drauf sprachen die Ratsherrn, getreu der Pflicht: 
„Das tun wir nicht." 
3. Das Wort, es weckte gar herben Verdruß 
dem böhmischen Generalissimus,- 
doch zwang er sich noch und sprach: „wohlan, 
geehrt stets hab' ich den tapferen Mann,- 
drum sei euch gelassen der Freiheit Glück, 
zahlt ihr mir Geldes ein tüchtiges Stück." 
Die Ratsherrn entgegneten ernst, mit Gewicht: 
„Das haben wir nicht." 
4. Da hob sich aufs höchste des Friedlands Groll, 
an seinen Schläfen die Rder schwoll, 
er ballte die Faust, und mit grimmigem Mut 
warf er zur Erde den Feldherrnhut. 
Er nannte die Bürger verruchte Geselln, 
Schurken, Verräter und schnöde Rebelln; 
drauf sprachen die Ratsherrn gelassen und schlicht: 
,,Das sind wir nicht." 
5. Sie schieden hinweg, aus nahm sie das Tor,- 
der Friedland indessen, der rasende, schwor: 
„Und hing es mit Retten am Himmelszelt, 
Stralsund, das hohe, das trotzige, fällt!" 
viel Rugeln verschoß er in grimmigem haß, 
bestürmte die Stadt ohne Unterlaß, 
er wollte sie strafen mit blut'gem Gericht - 
und nahm sie nicht. 
Ulbert Mojer.
	        
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