Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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errichtet; dafur gab der König. gern das nötige Geld ber. 
Aber noch mehr war er für das Soldatenwesen eingenommen. 
Er hatte ein Leibregiment, das aus Soldaten von riesenartiger 
Grösse bestand; dieses war sein Stolz und seine Preude. Rein 
Geld, äkeine Läst, Leine Gewalt vurde gespart, venn es galt, 
sieh einen Menschen, gleichviel ob er Inländer oder Ausländer 
Var, zu verschaffen, der zu seiner Riesengarde palste. veine 
Werber durehbstreiften deshalb das ganze Land. Wollte hm 
ein fremder Fürst eine FPreude machen, so mulste er ihm 
einen recht grossen Menschen schenken. Diese Garde, sowie 
das ganze Heer vurde mit beispielloser Strenge und Genauig- 
keit eingeubt. Nit gleicher Sorgfalt uberwachte er alle Zweige 
der Staatsverwaltung, var einen grossen LTeil des Jahres auf 
Reisen, sah uberall selbst nach und unterwarf dié Beamten 
der strengsten Aufsicht. Ackerbau und Gewerbefleils erfreuten 
sich seiner besonderen Fursorge; zur Hebung derselben konnte 
er das Geld mit vollen Händen ausgeben. Im übrigen 
herrschte überall die größßte Sparsamkeit. Wahrend andere 
Fursten die kostspieligsten Fesste gaben, besuehte Priedrieh 
Wilbelm des Abends gewöhnlich sein „DPabakskollegium“, wo 
er mit seinen Gästen und Preunden bei einer Pfeife und 
einem Glase Bier eine zwanglose Unterhaltung lebte. 2u 
dieser Gesellschaft gehörte aueh der FPürst Leopold von 
Dessau, gewöhnlieh der alte Dessauer genannt, einer der 
ausgezeichnetsten Veldherren seiner Zeit. 
Der König starb am 31. Mai 1740 und hinterliess seinem 
Sohne Priedrich Il. nebst dem Throne einen Schatz von 27 
Millionen Mark und ein zahlreiches, gutgeubtes Heer. 
310. Friedrichs des Großen Kriegsthaten. 
Mach Jakob Karl Andrä.) 
Am 31. Mai 1745 hundert Jahre nach dem Regierungs— 
antritt des großen Kurfürsten, bestieg der 28jährige Friedrich II. 
den preußischen Königsthrön. Der Gedanke, seinem Staate An— 
sehen zu verschaffen, sein Preußen in die Reihe der Großmächte 
Europas einzuführen, erfüllte seine ganze Seele. Dieses Ziel 
war nur durch Krieg und Sieg zu erreichen. Und zum Kriege 
fehlte es nicht an Ürsache. Preußen besaß alte Ansprüche auf 
einige schlesische Fürstentümer, welche das mächtige Österreich an 
sich gerissen hatte. Diese Ansprüche machte Friedrich geltend 
Er verlangte von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia 
die Herausgabe der Fürstentümer, und da seine Forderung ab— 
gewiesen wurde, griff er kühn zum Schwerten So kam es zum 
ersten schlesischen Kriege. Mitten im Winter des Jahres 1740
	        
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