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mund, Bochum, Remscheid, Suhl. Auch in der Herstellung von
Glas-, Porzellan- und Holzarbeiteu wird Vortreffliches geleistet.
Zur Hebung von Gewerbefleiß und Handel trägt ein weit
verzweigtes Netz von Eisenbahnen nicht wenig bei; seine wichtig¬
sten Knotenpunkte sind im Osten Breslau und Berlin, in der
Mitte Leipzig und Halle, im Westen Köln und Frankfurt a. M.,
im Süden Mannheim, Stuttgart und München. Ein günstiger
Umstand für den Handel ist es auch, daß ein großer Teil des
Landes ans Meer stößt. An den Küsten liegen viele ansehnliche.
Städte, die einen lebhaften Seehandel treiben. Dazu kommt,
daß die Reichsregiernng es als eine ihrer vorzüglichsten Auf¬
gaben betrachtet, Handel und Gewerbe auf jede Weise zu heben
und den Verkehr zu erleichtern. Sie befördert fortwährend den
Bau von Eisenbahnen, läßt Flüsse schiffbar machen und Kanäle
anlegen. Das Postwesen ist musterhaft eingerichtet. Der über¬
seeische Handel wird durch die deutsche Handelsflotte vermittelt.
Dieselbe erlangt immer größere Bedeutung, besonders seitdem
das Deutsche Reich große Gebiete in Afrika und in der Südsee
erworben hat. Diese Erwerbungen werden Schutzländer oder
Kolonieen genannt.
3.
Das Deutsche Reich zählt unter den Staaten Europas
nächst Rußland die meisten Einwohner, nämlich fast 50 Millio¬
nen. Ungefähr 44 Millionen sind Deutsche. Von den Slaven
wohnen die Kassuben im östlichen Pommern, die Masuren ini
südlichen Ostpreußen, die Wenden in der Lausitz an der Spree,
die Polen in Posen, Westpreußen und Oberschlesien. Dazu
kommen französische Bestandteile in Elsaß-Lothringen, Wallonen
im Regierungsbezirk Aachen, Litauer in Ostpreußen, Tschechen
in Schlesien und Dänen in Schleswig. Von den Christen,
welche 49 Millionen zählen, sind reichlich sts katholisch und fast
2/3 evangelisch; die Katholiken überwiegen in West- und Süd¬
deutschland, die Evangelischen im Norden und in der Mitte.
2/4 Millionen sind Juden.
Für die Volksbildung wird im Deutschen Reiche in ausge¬
zeichneter Weise gesorgt. Keine Gemeinde ist ohne Schule. Die
Lehrer für diese Schulen werden in zahlreichen Lehrerseminaren
gebildet. - In den Städten gibt es Gymnasien, Bürger-, Ge¬
werbe- und Töchterschulen und zahlreiche andere höhere Lehr¬
anstalten, in denen man fremde Sprachen lernen und sonstige
Kenntnisse sich aneignen kann. Wir haben Schulen für jeden
Stand und jeden Lebensberns. Kein anderes Land hat so viele
Universitäten oder gelehrte Hochschulen als das Deutsche Reich,
welches deren 21 besitzt. Dazu kommen 9 Hochschulen für