Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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113. Die Tabakspfeife. 
(Gottlieb Konrad Pfcffel.) 
1. „Gott grüß' Euch, Alter! — 
Schmeckt das Pfeifchen? 
Weist her! — Ein Blumentopf 
Von rotem Thon mit goldnen 
Reifchen! — 
Was wollt Ihr für den Kopf?" 
2. „O Herr, den Kopf kann ich 
nicht lassen! 
Er kommt vom bravsten Mann, 
Der ihn, Gott weiß es, einem Bassen 
Bei Belgrad abgewann. 
3. Da, Herr, da gab es rechte 
B ente! 
Es lebe Prinz Eugen! 
Wie Grummet sah man unsre Leute 
Der Türken Glieder mähn." 
4. „Ein andermal von Euren 
Thaten! 
Hier, Alter! Seid kein Tropf! 
Nehmt diesen doppelten Dukaten 
Für Euren Pfeifenkopf!" 
5. „Ich bin ein armer Kerl und 
lebe 
Von meinem Gnadensold; 
Doch, Herr, den Pfeifenkopf, den 
gebe 
Ich nicht um alles Gold! 
6. Hört nur: Einst jagten wir 
Husaren 
Den Feind nach Herzenslust, 
Da schoß ein Hund von Janitscharen 
Den Hauptmann in die Brust. 
7. Ich hob ihn flugs auf meinen 
Schimmel — 
Er hätt' es auch gethan — 
Und trug ihn sanft aus dem Ge¬ 
tümmel 
Zu einein Edelmann. 
8. Ich pflegte sein. Vor seinem Ende 
Reicht' er mir all sein Geld 
Und diesen Kopf, drückt' mir die 
Hände 
Und blieb im Tod noch Held. 
9. Das Geld mußt du dem Wirte 
schenken, 
Der dreimal Plündrung litt; 
So dacht' ich, und zum Angedenken 
Nahm ich die Pfeife mit. 
10. Ich trug auf allen meinen Zügen 
Sie wie ein Heiligtum, 
Wir mochten weichen oder siegen, 
Im Stiefel mit herum. 
11. Vor Prag verlor ich auf der 
Streife 
Das Bein durch einen Schuß; 
Da griff ich erst nach meiner Pfeife, 
Und dann nach meinem Fuß." 
12. „Ihr rührt mich, Alter, bis zu 
Zähren! 
O sagt, wie hieß der Mann, 
Damit auch mein Herz ihn verehren 
Und ihn beneiden kann?" 
13. „Man hieß ihn nur den 
tapfern Walther; 
Dort lag sein Gut am Rhein." 
„Das war mein Ahne, lieber Alter, 
Und jenes Gut ist mein! 
14. Kommt, Freund! Ihr sollt bei 
mir nun leben, 
Vergesset Eure Not; 
Kommt, trinkt mit mir von Walthers 
Reben 
Und eßt von Walthers Brot."
	        
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