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und in der Regel betten die Kinder ihre Eltern in den Sarg;
Tränen gibt's hier wie dort.
Wiege und Sarg — an beiden wird gehofft. Ja, Hoff—
nung regt sich im Herzen, süße Hoffnung leuchtet uns ent—
gegen, wenn wir an der Wiege unserer Lieblinge stehen.
Mit ihnen hoffen wir durchs Leben zu gehen; durch sie ge—
denken wir, ein Band zu müpfen für die Erde und Glück,
Freude und Wonne zu finden Im Tode ist dieses Band
Xrrissen; aber wir hoffen mit Zuversicht, es werde in der
Höhe sich wieder dauerhaft knüpfen und diese Hoffnung ist
am Sarge unser Trost, unser Anker, unser Rettungsstern.
Wiege und Sarg — an beiden wird gebetet Fromme
Wünsche, Gedanken und Gefuͤhle steigen aus dem Herzen der
Eltern zum Himmel auf, wenn sie an dem harmlosen Lager
des Kindes slehen; um Gluck und Segen für den Liebling
beten sie zu Gott. Auch am Sarge beten wir; wir beten
für den Toten; wir beten für ihn um ein gnädiges Gericht,
um Himmelsfrieden und Seligkeit. Wir belen für uns um
Weisheit für das Leben und das Sterben.
Wiege und Sarg, immerdar werdet ihr Menschen bergen;
oft, ach, stehet ihr nahe beieinander, oft kaum eine Spanne
weit getrennt! Doch nahe oder fern, ihr beide seid Wiegen,
die eine Wiege für die Erde, die andere für den Himmel.
Cudw. Würkert.)
227. Die Boten des Lodes.
Vor alten Zeiten wanderte einmal ein Rieso aul
der grossen Landstrasso, da spraug plõtzlich ein
unbekannter Mann entgegen und tiet. »Haltlbeinon
dohritt weiter le — Va prach der Rieso, vdu
Wicht, den ich zwischen den Fingern zerdrücken kann,
du wilist mir den Wog vertroten Wer biet du, dats da
s0 Keck reden darfstꝰ — »Ich bin der Tod, « erwiderte
der andere, »mir vidoerstebt niemand, und auch du
wmusst meinen Befehlen gehorchen.« Der Riese aber
Jeigerto sich und fing an mit dem Todo zu ringen
Es war ein langer, hofuger Kampt, uleta aber boioi
der Riess dio Oberhand und vohlug den Tod n
seiner Paust niedeèr, dass er noben einem Stein-
zusammensank. Der Riese ging seiner Wege und
der Tod lag da besiegt und vare so eraftlos, dals
sich nicht vieder erhöben konnte. »Was voll daraus