Full text: Deutscher Kinderfreund

utib Geschichte. 
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imb obgleich ihre Anzahl weit bedeutender gewesen mar, als die ihrer 
augenblicklichen Wächter, so hatten sie sich ohne den geringsten Wider¬ 
stand fortführen lassen. Die Garde allein, von der an diesem Tage 
ungefähr 25 000 Mann im Feuer gewesen waren, machte 9300 unver¬ 
wundete Gefangene. Die Verluste, obgleich schmerzlich, waren ver¬ 
hältnismäßig gering und beliefen sich im ganzen auf etwa 450 Tote 
und Verwundete. 
7. Die Folgen des Sieges. Die Nachrichten von den andern 
deutschen Heeren lauteten, daß sich ihnen ungefähr 20 000 Mann ergeben 
hätten. Der Rest der Mac Mahonschen Armee hatte sich nach Sedan und, 
in kleinen Abteilungen, über die belgische Grenze geflüchtet. Die Artillerie 
erhielt Auftrag, sich zur sofortigen Beschießung von Sedan vorzubereiten, 
um dadurch die Vernichtung des Feindes zu vollenden. Aber gleich daraus 
kamen Gegenbefehle an. Sedan wollte sich ergeben; Kaiser Napoleon 
erklärte sich bereit, seinen Degen in die Hand des siegreichen Königs 
Wilhelm zu legen. Es klang märchenhaft, von den sofortigen Erfolgen 
des Tages zu hören; die ungeschminkte Wahrheit überflügelte die kühnsten 
Hoffnungen: die feindliche Armee war gänzlich vernichtet. Es war ein 
Sieg, wie ihn die Einbildung nicht vollständiger hätte träumen können. 
Der Tag der Schlacht von Sedan war ein heller, sonniger, heißer 
Tag gewesen; die Nacht, die jetzt hereinbrach, war mild und ruhig. Das 
furchtbare Werk der Vernichtung war beendet; überall herrschte Schwei¬ 
gen. Rings umher bivouakierten die Truppen, und die roten Lager¬ 
feuer leuchteten, so weit das Auge reichte. Die Siegesfreude machte 
sich nicht geräuschvoll Luft. Der errungene Erfolg war ein überwälti¬ 
gend großer und zwang zu stillem, ernstem Nachdenken. Überall sah 
man kleine Gruppen von Offizieren und Mannschaften, die sich mit 
gedämpfter Stimme unterhielten; und ans der Ferne zogen durch die 
stille Nacht die schönen Harmoniken des herrlichen Chorals: „Nun 
danket alle Gott." Auch diese feierlichen Töne verstummten bald. Die 
Soldaten warfen sich, in ihre Mäntel gehüllt, um die flackernden Lager¬ 
feuer, und nun hörte man nichts mehr, als den regelmäßigen Schritt 
der Schildwachen, die langsam auf- und abgingen, und deren Wach¬ 
samkeit den schlafenden Kameraden Ruhe und Sicherheit gewährte. 
8. Der Trinksprnch des Königs. Am folgenden Tage aber
	        
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