Fabeln und Gleichnisse.
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nur eine Henne blieb betrübt
uncl sprach: „Man bricht des Räubers Glieder;
allein die That ist schon verübt:
wer giebt mir meine Kinder wieder?“
Licbtwer.
17. Hund und Katze.
Zum Herrn kam Hund und Katz’ herein,
verklagten einander mit Heulen und Schrein:
„Hund hat mich so sehr ins Bein gebissen!“
„Und mir hat Kätzchen die Nase zerrissen!“
„Hund hat in der Küche genascht den Braten!“
„Das Kätzchen ist über die Milch geraten!“
Was sagte der Herr zu ihrem Streit?
Er suchte den Stock, der war nicht weit.
„Ihr habt euch beide einander nicht lieb,
und eins wie das andre ist ein Dieb.
Drum mögt ihr beide euch nur bekehren,
sonst soll der Stock euch Besseres lehren.“
_ 0311.
18. Die kluge Maus.
Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle. „Aha!"
^agte sie, „da steht eine Falle. Die klugen Menschen! da stellen sie
'uit drei Hölzchen einen schweren Ziegel aufrecht, und an eines der
Hölzchen stecken sie ein Stückchen Speck. Das nennen sie dann eine
Mausefalle. Ja, wenn wir Mäuschen nicht klüger wären! Wir wissen
wohl: wenn man den Speck fressen will, klapps! fällt der Ziegel um
und schlägt den Näscher tot. Nein, nein, ich kenne eure List!"
„Aber," fuhr das Mäuschen fort, „riechen darf man schon daran;
vom bloßen Riechen kann die Falle nicht zufallen, und ich rieche den
Speck doch für mein Leben gern. Ein bischen riechen muß ich daran."
Es lief unter die Falle und roch an dem Speck. Die Falle aber
war ganz lose gestellt, und kaum berührte es mit dem Näsche» den
Speck, klapps! so fiel sie zusammen, und das lüsterne Mäuschen war
zerquetscht.
9. Anst.
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