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Wiewohl Cicero durch die Entdeckung der Verschwörung
den Staat gerettet hatte, so wurde doch der Umstand, daß er
die Verbrecher ohne Verhör hatte hinrichten lassen, die Ursache
seiner Verbannung. Der freche Volkstribun Clodius gab
einige Jahre später das Gesetz, daß Jeder, der einen römischen
Bürger ohne Verhör hingerichtet habe, geächtet sein solle. Die¬
ses Gesetz, das auf Cicero gemünzt war, ging durch, und so
mußte dieser, um seinen Feinden zu entgehen, freiwillig in die
Verbannung wandern (58 v. Chr.). Er ging nach Thessalo-
nice in Macedonien. In Rom zog man seine Güter ein und
zerstörte sein Haus. Doch schon im folgenden Jahre (57)
kehrte er zurück. Seine Rückkehr glich einem Triumphzuge.
Sein Haus und seine Güter wurden ihm wieder hergestellt.
C. Julius Cäfar^
1. Läsar bis ;um Kampfe gegen Pompejus.
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Casus Julius Cäsar wurde im Jahre 99 v. Chr.
zu Rom geboren. Von seiner Mutter Aurelia mit der größten
Sorgfalt erzogen, entwickelte er schon als Knabe die ausge¬
zeichnetsten Anlagen des Geistes. Er besaß einen scharfen,
durchdringenden Verstand, der Personen und Verhältnisse leicht
durchschaute, und ein außerordentliches Gedächtniß. Man er¬
zählt, daß er zu gleicher Zeit schreiben, lesen und hören, und
vier bis sieben Briefe dictiren konnte. Bei so seltenen Gaben,
die mit rastloser Thätigkeit verbunden waren, konnte es nicht
fehlen, daß sein Geist alle damals ausgebildeten Wissenschaften
umfaßte. /> ,, k •- - ■
Zur Zeit der Diktatur Sulla's stand Cäsar auf Seiten
des Marius. Schon durch Verwandtschaft war er mit dieser
Partei verbunden, da er eine Tochter Cinna's, Cornelia, zur
Gemahlin hatte. Dadurch zog er sich die Feindschaft des all¬
gewaltigen Diktators zu. Sulla verlangte, Cäsar sollte sich