Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

— 
leuchtete mir ein freundliches Landhaus entgegen, und langsam 
ritt ich dureh die Pflanzung den Berg hinab. 
Ehe Deutschland seine Kolonien erwarb, konnten wir unsern 
Kaffee nur von den Engländern, Holländern und aus Brasilien 
Tten. Als aber der deutsche Kaiser seine Hand auf die groben 
Lãnderstrecken jenseits des Weltmeeres gelegt hatte, da hieb es 
auch in unserm Vaterlandeé: Warum sollen wir s0 viele Millionen 
Mark an fremde Völker zahlen? Mir wollen in unseren eigenen 
Kolonien Kaffeée bauen. Es wurden Handelsgesellschaften ge- 
gründet, es wurden Männer nach Afrika gesandt, und eines Tages 
Hangen im Urwalde von Usambara die Axte, um die hohen Bäume 
zu fallen; denn in dem fruchtbaren Waldboden gedeiht der Kasfee 
besonders gut. Die umgelegten Stäamme wurden mit Peuer ver- 
brannt. Hunderte von sehwarzen Arbeitern mühten sich manchen 
Tag, bis endlich ein Abhang geklärt war. Ganz oben blieben die 
Baume stehen, damit sio Schatten gewahrten und Schutæa gegen 
Jen Wind fuür die kleinen Kaffeebaumohen. Diese waren schon in 
Gonderen Beeten aus den gesaten Bohnen herausgewachsen; jetat 
Jurden sie ins freie Feld gepflanzt. So wurde allmählche die 
ganze Talmulde urbar gemacht. 
Mit Vergnügen schaute ioh über die regelmähigen Reihen der 
Kasffechaume hin. Diese sehen zu jeder Zeit lieblich aus. Aueh 
die allerkleinston haben noch ihr glängend grünes Laub. Schlank 
und gerade wachsen sie empor wie Tannen. Fangen sie an zu 
blühen, so sind alle Zweige dicht eingehüllt mit reinweiben, 
fleischigen Blũten, die einen zarten Duft ausstrõmen. Von ferne 
glaubt man fast, es läge Schnee auf den Asten, so verschwinden 
die Blatter in der Menge der Blũten. Noch mehr freut sich der 
Pflanzer, wenn er statt der Blũuten unzahlige blutrote Beeren sieht; 
sis versprechen eine gute Ernte. 
Ich naherte mich dem Hause, in dem der Leiter der Pflanzung 
wohnt. Hier mub eine deutsche Hausfrau walten, so dachte ich. 
Vor dem Hause blühten allerlei heimatliche Blumen, Nelken und 
Geranien in leuchtender Pracht. Auf dem Hofe gackerten die 
Hũhner. Hinter dem Zaun erblickte ich wohlgepflegte Garten- 
beete, auf denen Salat und deutsche Gemũse aller Art gediehen. 
Ein schwarzer Diener sprang herzu und nahm mir mein Pferd ab. 
Iber die berankte Veranda trat ich in das Haus. Pin freundliches 
Zinmer nahm mieh auf. Pelle von afrikanischen Tieren lagen als 
Teppiche auf dem Boden. Gehörne von Antilopen hingen über 
de Tren. Von der Wand her aber grühten mich alte, bekannte 
Bilder. die ich sehon in der Heimat gesehen. Von den Bũchern, 
268—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.