Full text: Deutsche Sprachschule

denn sie wohnt im Schattenlande, 
die des Mufe Mutter war, 
denn es fehlt ihr treues Walten, 
ihre Sorge wacht nicht mehr. 
An verwaister Stätte schalten 
wird die Fremde, liebeleer. 
7. Bis die Glocke sich verkühlet, 
laßt die strenge Arbeit ruhn! 
Wie im Laub der Vogel spielet, 
mag sich jeder gütlich tun. 
Winkt der Sterne Licht, 
ledig aller 
hört der Bursch die Vesper n 
Meister muß sich immer plagen. 
Munter fördert seine Sa 
fern im wilden Forst der Wandrer 
nach der lieben Heimathütte. 
Blöckend Ehn heim die Schafe, 
und der Rinder 
breitgestirnte, glatte Scharen 
kommen brüllend, 
die ur Ställe füllend. 
Schwer herein 
schwankt der Wagen 
kornbeladen. 
Bunt von Farben, 
auf den Garben 
liegt der Kranz, 
und das junge Volk der Schnitter 
fliegt zum Tanz. 
Markt und Straßen werden stiller. 
Um des Lichts gesellge Flamme 
sammeln sich die Hausbewohner, 
und das Stadttor schließt sich knarrend. 
Schwarz bedecket 
sich die Erde. 
Doch den sichern Bürger schrecket 
nicht die Nacht, 
die den Bösen gräßlich wecket, 
denn das Auge des Gesetzes wacht. 
Heil'ge Ordnung, segensreiche 
Himmelstochter, die das Gleiche 
frei und leicht und freudig bindet, 
die der Städte Bau gegründet, 
die herein von den Gefilden 
rief den ungesellgen Wilden, 
eintrat in der Menschen Hütten, 
sie gewöhnt zu sanften Sitten 
und das teuerste der Bande 
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wob, den Trieb zum Vaterlande! 
Tausend fleiß'ge Hände regen, 
helfen sich in munterm Bund, 
und in ie Bewegen 
werden alle Kräfte kund. 
Meister rührt sich und Geselle 
in der Freiheit heil'gem Schutz. 
Jeder freut sich seiner Stelle, 
bietet dem Verächter Trutz. 
Arbeit ist des Bürgers Zierde, 
Segen ist der Mühe Preis. 
Ehrt den König seine Würde, 
ehret uns der Hände Fleiß. 
Holder Friede, 
süße Eintracht, 
weilet, weilet 
freundlich über dieser Stadt! 
Möge nie der Tag erscheinen, 
wo des rauhen Krieges Horden 
dieses stille Tal durchtoben, 
wo der Himmel, 
den des Abends sanfte Röte 
lieblich malt, 
von der Dörfer, von der Städte 
wildem Brande schrecklich strahlt! 
8. Nun zerbrecht mir das Gebäude, 
seine Absicht hat's erfüllt, 
daß sich Herz und Auge weide 
an dem wohlgelungnen Bild. 
Schwingt den Hammer, schwingt, 
bis der Mantel springt! 
Wenn die Glock soll auferstehen, 
muß die Form in Stücken gehen. 
Der Meister kann die Form zer— 
brechen 
mit weiser Hand zur rechten Zeit. 
Doch wehe, wenn in Flammenbächen 
das glüh'nde Erz sich selbst befreit! 
Blind wütend mit des Donners 
Krachen 
zersprengt es das geborstne Haus, 
und wie aus offnem Höllenrachen 
speit es Verderben zündend aus. 
Wo rohe Kräfte sinnlos walten, 
da kann sich kein Gebild gestalten. 
Wenn sich die Völker selbst befrein, 
da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. 
Weh, wenn sich in dem Schoß der 
Städte 
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