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man gehe in Westfalen duren den Schornstein ins Haus. Übrigens gilt
dies dur von den alten Häusern; denn die neuere Zeit ließ aueh hier
selbst in den kleinsten Dörfern Gebäude entstehen, welche sieh mit denen
in andern Gegenden wohl messen können. Von den zahlreiehen sehmucken
Dõrfern und Stadten, umgeben von einem Walde der beliebtesten Obst-
baume, soll gar nicht einmal die Rede sein.
Zu den fruchtbarsten Strecken im Paderbornischen gehört die Mar-
burger Börde, eine dureh groben Kornreichtum ausgezeiehnete Ebene
awigehen gebirgiger Umgebung. Die näcehst liegenden Hũgel haben alle
gutes ekeriand. Hier vird so viel Korn geerntet, dab viĩel dayon beson-
der nach dem Sauerlande verkauft werden kann. Überhaupt sind Acker-
bau dod Viehzueht die Hauptnahrungsquellen des Landes, insbesondere
immt die Sehafzueht in neuerer Zeit einen erfreulichen Aufsehwung. In
ielen Orien hat man sieh für die Güterzusammenlegung erklärt, was hier
Separation oder Verkoppelung genannt wird, wodureh jedem Guterbesitzer
deine Felder an einem oder efiehen Stüeken zugeteilt werden, vas Zeit
erspart und aueh noch andere Vorteile gewährt. Es ist demnach zu er-
warten, daß, venn aueh nieht plötzlich und allgemein, so doeh nach und
nach die einzeln an verschiedenen Orten liegenden kleinen Parzellen zu
sammengekauft, vertauseht, überhaupt so zusammengebracht werden, dak
der Vigentümer an der Verbesserung und willkürlichen Benützung seiner
Felder dureh keinen Nachbar verhindert werden kann.
Die Bewohner des Paderborner Landes, ein durehgehends kräftiger,
gesunder und treuherziger Menschenschlag, besitzen eine Ausdauer und
Zahigkeit der Arbeitskraft, welehe namentlieh beiĩ der Bearbeitung des
vidch undankbaren und steinigen Bodens wvahrhaft staunenswert ist.
46. Das Hermannsdenkmal und die Externsteine.
(Nach Levin Schücking.)
Anm gFuße des Teutoburger Waldes, in einer sandigen Gegend,
liegt das Städtchen Lippspringe. Seinen Namen verdankt es den
Mellen der Appe, die sich in einem hübsch eingefaßten Teiche befinden
Und durch die niefbläuliche Farbe des aufsteigenden Wassers sofort erkenn⸗
bar sind. Unmittelbar daneben ist die 1832 entdeckte Heilquelle, die
jeht mit einer prächtigen Trinkhalle überdacht ist. Das lauwarme Trink⸗
waͤsser soll für Lüngenkranke sehr zu empfehlen sein, weshalb das
Stadtchen auch als Kuͤrort besucht wird.
Un nun zu den berühmten Externsteinen zu gelangen, wählen
wir den Weg uͤber Heiligenkirchen und kommen in allmählicher Steigung
durch stanliche Buchenwälder an die Höhen des Teutoburger Waldes
Der Boden ist mit Heidelbeeren und Adlerfarn bedeckt, und stärkend weht
Uns der erfrischende Waldesodem entgegen. Die Straße steigt ziemlich
steil hinan; ab und zu blicken wir, einen Augenblick rastend, durch die
le Schlucht hinter uns in die sonnige Ebene hinab; bald sind wir
oben Sanft senkt sich nun der Gebirgsweg in ein schmales Thal hinab,
das sich nach und nach erweitert. Freuͤndliche Wohnungen und Dörfchen
blicken aus gesegneten Feld- und Wiesenflächen hervor, überall von frucht⸗
baren Obstbaͤumen umgeben, während ein spiegelklares Bächlein, das gleich
oben eine ansehnliche Sägmühle treibt, sich murmelnd meist zu unserer
Rechten hinschlaͤngelt. So kommen wir zu dem Dorfe Heiligenkirchen.
Da erhebt fich zu uͤnsrer Linken ein mächtiger Berg, und auf seinem höchsten