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Noch ein merkwürdiger Baum der heißen Zone zeugt von
der Üppigkeit des Wachstums, nämlich der Affenbroötbaum.
Sein Stamm wird zwar nur etwa 4 Meter hoch, erreicht aber
einen solchen Umfang, daß 12 Männer ihn kaum umspannen
können. Die Krone wird gegen 25 Meter hoch und breitet sich
50 Meter weit aus. Die ungeheuren Zweige senken sich zuletzt
auf die Erde herab und verdecken den Stamm ganz.
Die Rohrarten unserer Gegenden sind nur dünn und
schwach, aber in Ost- und Westindien wächst das Bambusrohr
zu der Höhe eines starken Baumes empor, der zuweilen 20 Meter
hoch und , Meter dick wird. Dabei ist es außerordentlich hart,
sodaß es zu Stangen und Pfählen, zum Häuser- und Schiffsbau
verwendet werden kann. Farnkräuter werden in der heißen
Zone bis 12 Meter hoch; Bäume, fast doppelt so hoch als uͤnsere
Eichen, prangen mit Bluͤten von der Größe unserer Lilien. Zahl—
reiche Gewächse der heißen Zone spenden Gaben, welche den
Europäern zum Bedürfnis geworden sind. Kaffee, Zucker,
Thee, Gewürze, wie Pfeffer, Muskatnüsse, Gewürznelken u. a.
kostbare Farbstoffe, wie der Indigo, treffliche Heilmittel,
wie die Chinarinde, manche Arten Harz und Balsam werden
nur in den heißen Himmelsstrichen angetroffen.
Nicht minder zeichnet sich die Tierwelt in diesem Klima
aus. Auch bei ihr verbindet sich Größe und Stärke mit dem
blendendsten Schmuͤcke der Farben, mit bewundernswürdiger Schön—
heit. Der Reichtum an Pflanzen macht es möglich, daß hier
große pflanzenfressende Tiere leben, wie der Elefant, der Tapir,
das Flußpferd. Die Waldungen werden von zahlreichen
Affenarten belebt; schön gefiederte Papageien und andere
prächtig geschmückte Vögel schweben von Baum zu Baum;
Kolibris, glänzend wie Diamanten, wiegen sich auf den Blumen,
neben ihnen prachtvolle Schmetterlinge. Leuchtende Insekten,
wie der Laternenträger, funkeln durch die Nacht. Aber auch
eine Menge reißender Tiere gehört der heißen Zone an.
Der blutdürstige Tiger, der starke Löwe, der Leopard fallen
den Menschen und seine Haustiere an. Gegen diese Räuber kann
der Mensch sich wohl wehren, nicht aber gegen die ungeheuren
Schwärme lästiger Insekten, Mücken, Moskitos und Ameisen,
deren Vermehrung durch keine Kälte verhindert wird. Ihr Biß
und Stich ist schon wegen des heißen Klimas empfindlicher als
bei uns, oft aber auch giftig, ja tödlich. Besonders gefährlich
sind die großen Reptilien, von denen manche tödliches Gist führen,
z. B. die Klapperschlange, die Lanzenviper zu der Insel
Martinique, welche jährlich so manchen Arbeiter auf den Zucker—
feldern tͤtet. Aus den Gewässern her bedrohen den Menschen das
gepanzerte Krokodil und der Kaiman oder Alligator.