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wird, trafen wir an. Bald schritten wir durch würzige, blumenreiche 
Matten, auf denen friedliche Herden weideten, bald über trockenen 
Waldboden, der mit Fichtennadeln bedeckt war. Hier und da zeigte 
der Wald lichte, wüste Strecken. Im letzten Winter hatten dort 
Schneestürze arge Verwüstungen angerichtet. Die Stille der einsamen, 
steilen Waldwege wurde ost unterbrochen. Eine Schar munterer 
Studenten zog singend bergab; sie hatten auf der Koppe übernachtet, 
um den Sonnenaufgang zu bewundern. Bald danach überholten wir 
eine Gesellschaft von Damen und Herren, die demselben Ziele zustrebten 
wie wir. Ihre Hüte hatten sie mit „Teufelsbart“, den langen, grau— 
bebarteten Früchten der Alpenanemone, und mit großzackigem Moose 
geschmückt. 
Endlich erblickten wir die Ränder der Teiche, der eigentümlichen 
Bergseen Schlesiens. Der Große oder Schwarze Teich liegt in einer 
länglichrunden Vertiefung verborgen. Steile, bis nahezu 200 Meter 
hohe Felsenwände umschließen beide Teiche. Rieselnde Zuflüsse speisen 
den See. Sein Wasser steht 23 Meter hoch über dem granitenen 
Grunde. Ein steiler, beschwerlicher Weg führt von hier zur Hampel— 
baude, wo weite Ausblicke zurück ins Land sich öffneten. Von unten 
gesehen, war sie uns wie ein Sternchen erschienen, wenn die Strahlen 
der Sonne in ihren kleinen Fenstern blitzten. Jetzt sahen wir, daß 
sie eine lebhafte Wirtschaft war, die neben allerlei Gästen auch Hirten 
und Herden barg. Nach kurzer Rast eilten wir dem Kleinen Teiche 
zu, der in einem von steilen Felsen umgebenen Kessel liegt. In seine 
Tiefe nimmt er außer vielen kleinen Wasseradern zwei stärkere Zuflüsse 
auf, die wie Wasserfälle herabstürzen. Alles war hier totenstill, kein 
lebendes Wesen ließ sich hören. Große Felsblöcke, die Sturm und 
Regen von der Bergwand gelöst hatten, lagen in Mengen am Ufer 
umher. Schon längst waren wir so hoch gestiegen, daß weder Baum 
noch Strauch den Weg mehr beschattete. Jetzt hatten wir den Rücken 
des Gebirges erreicht. Vor uns erblickten wir eine weite Hochfläche. 
Es war der Koppenplan, über den wie ein gewaltiger Haufen auf— 
getürmter Bruchsteine der Koppenkegel noch 160 Meter höher aufsteigt. 
Auf und an dem Gebirgsrücken hin standen die Grenzsteine, die zwei 
große Reiche voneinander scheiden. Über den düstern Melzergrund 
hin lagen Schlesiens lachende Gefilde, und nach Böhmen zu ruhte ein 
liebliches Tal im milden Glanze der abendlichen Sonne. 
Nachdem wir manchen Schweißtropfen vergossen hatten, standen 
wir endlich siegreich auf der Fläche der Koppe. Lauter Trommelschlag 
begrüßte unsre Ankunft. Im Koppenhause brannten schon die Lampen, 
und viele Reisende taten sich hier gütlich. Auch uns mundete unser
	        
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