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48. AMuttersprache.
Nax von Schenkendort.
Gediehto. 4. Audl. Stuttgart. 1871. 8. 152
oetiseher Nachlass. Beriin. 1832 8. 125)
1. Muttersprache, Mutterlaut,
wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klingest ewig in mir fort!
2. Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
wenn ich in der Fremde bin,
wenn ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen als ein Gruß!
3. Sprache, schön und wunderbar,
ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
in den Reichtum, in die Pracht;
ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
4. Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
steig empor aus tiefen Grüften,
längst verschollnes altes Lied,
leb' aufs neu in heilgen Schriften,
daß dir jedes Herz erglüht!
5. Überall weht Gottes Hauch,
heilig ist wohl mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
geb' ich meine Liebe kund,
meine seligsten Gedanken,
sprech' ich wie der Mutter Mund.
1814
49. Der Spreewald.
Hermann Adalbert Daniel.
Deutschland nach seinen physischen und politischen Verhältnissen. J. Teil. 1. Aufl.
Leipzia. 1873 S. 459
Wenige Stunden unterhalb der kleinen Stadt Peitz Kommt
die Spree vwegen mangelnden sGefälles in Verlegenheit, welchen
Vesg sie wahlen soll, und teilt ien daber n eins unzãahlige
Menge von Armen, die netzförmig eine weiteé, bei bolen
Wasserstande ganz übersewennte Niederung durchfliessen
In ãlterer Zeit dehnte sich hier ein undurehdringlicher Bruch-
wald, den die Wenden zum Zufluehlvort nahmen, als sie vor
den Deutschen nach Osten bin velenen mubten. die Nach-