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wenn sie ihm überlegen sind, am liebsten des Nachts oder aus einem ver⸗
steckten Hinterhalte.
Das langgewachsene Haupthaar salben sie mit Fett und schmücken es
mit Federn und anderem Zierat, das Barthaar wird aber sorgfältig aus—
gezupft. Bei allen Stämmen ist immer noch das Tãtowieren Sitte, ob⸗
gleich das Einpunktieren und Einstechen von Figuren in die Haut mit
großen Schmerzen verbunden ist. Außerdem wird der Körper auch noch mit
allerlei Figuren bemalt und mit mancherlei Schmuck behängt. Die Klei—
dung besteht meist aus einem Überwurfe von Hirsch- oder Schaffell, das
kunfvoll mit Glasperlen oder Hermelin besetzt ist. Die enganschließenden,
hirschledernen Beinkleider sind an den Nähten mit Stachelschweinkielen ver⸗
ziert. Über der einen Schulter hängt die Haut eines Buffels, auf welcher
die ruhmvollen Thaten des Besitzers dargestellt sind. Häufig kaufen sich
jeht die Indianer auch bunte Decken von den Weißen, mit denen sie Kopf
Und Schultern bedecken. Bei einem Kriegszuge suchen sie sich durch Be⸗
malung, durch Horner und Schwanze, die sie überall anbringen, ein fürch⸗
terliches Ansehen zu geben.
Der Bau ihrer Hütten ist fast bei jedem Stamme ein anderer. Auf
dem hartgetretenen Fußboden werden Pfähle eingeschlagen und an der
Außenseite mit einer Erdwand umgeben. Auf diese Pfaͤhle befestigt man
andere, die sich nach der Mitte hinneigen und ein spitzzugehendes Dach
bilden, das mit Weidenruten und darauf mit Erde belegt wird. Andere
überspannen das Stangengerüst auch mit Büffelhãuten. In der Mitte
befindet sich der Feuerherd, über welchem der Kessel mit Büffelfleisch hängt,
Und von dem der Rauch durch ein oben angebrachtes Loch zieht. Um die
Wande herum laufen die aus Büffelhäuten bestehenden Betten, und an
Mem Pfahle daneben hängen Kleider, Waffen, Tabaksbeutel und andere
Bedürfnisse des Indianers. Gewöhnlich sind die Hütten eines Indianer⸗
dorfes rings um eine größere Hütte, den Tempel, erbaut. Für das ganze
Hauswesen, Aufbau der Hütten, Fertigung der Kleidungsstücke und Jagd⸗
gerätschaften hat die Frau zu sorgen, während der Mann, wenn er nicht
auf Jagd und Krieg ausgezogen ist, wie einst die alten Deutschen, ruhig
auf seiner Bärenhaut liegt.
Geht es in den Krieg, der häufig unter den umherstreifenden Stãämmen
ausbricht, dann blitzt Wut und Feuer aus ihren Augen. Bewaffnet mit
Lanze, Bogen und Pfeil, mit Keulen und Messern, stürzen sie unter entsetz⸗
lichem —2* wild auf einander, bis die eine Partei den Rückzug an⸗
tritt. Die Pfeile sind vergiftet und mit Widerhaken versehen. In neuerer
Zeit bedienen sie sich auch der Flinte. Die getöteten oder gefangenen
Feinde werden skalpiert, d. h. man zieht ihnen die Kopfhaut ab, um sie
als Siegeszeichen aufzubewahren. Daun feiert man den Sieg unter Tãnzen
und Qstbaͤrkellen, die man durch grausame Martern der Gefangenen zu
erhöhen sucht. Gewöhnlich wird der Gefangene an einen Pfahl gebunden,
den Mãänner und Frauen tanzend umringen. Dann stecken die Weiber
einen um ihn errichteten Holzstoß an, während der Gefangene in dem
Feuerbrande noch mutig seine Pfeife raucht und frohlockend noch erzählt,
wie viele der Ihrigen er erschlagen habe. Andree.