Der Jüngling, sein Enkel, aber spraèh zu ihmn: „Mein Grols-
vater, woher hast du solch ein gutes Alter?“
Da antwortete der Greis und sprach: „Siehe, mein Sohn, ich
habe von Jugend an auf Gott vertraut in guten und bösen
Tageun, dadureh habe ich mir den frischen Mut bewahrt; ich habe
fleissig meines Eerufes gewartet und treu gearbeitet, dadurch ge-
wann ich des Leibes Stärke und Gottes Segen; und ich wandelte
fromm vor Cott und friedsam mit den Menschen, dadureh habe
ich mir Friede und Freudigkeit bereitet. Thue desgleichen, mein
Sohn, so wird dein Alter sein wie eine volle Garbe, die man mit
Freuden in die Scheune sammeolt.“
„WMomit vergleichst du denn ein böses Alter?“ fragte der
Jüngling.
„Siehe her,“ sagte der Greis, „dieé Distel! Sie steht einsam
und verlassen, und ihr graues Haupt ist ein Spiel der Winde, die
sie unbeachtet und unbetrauert verwehen.
Die fruchtbare Mhre sei dir ein Vorbild und der Anblick der
einsamen Distel einé Warnung.“
131. Der Herbst, ein guter Zahlmeister.
Naenh Wasther.
1. Der Herbst ist der Zahlmeister des Jahres. Der Sommer
hat wohbl schon manche Bezahlung auf Abschlag gemacht; aber
der Herbst führt doch die Hauptkasses. Auch hat er nicht blols
einen Lahlta, sondern gar viele, also dass die Menschen beinahe
nicht Hände genug zum Einnehmen haben. Hat man den
Herbst nur erblickt, so hat er etwas zu verschenken, und er
schenbt nicht wie ein Geiziger, dass man nicht weils, ob es ihm
erne ocr nicht, sondern er hat seiné Hände immer offen,
so la cerwas zu verschenken hat. Darum findet der Herbst
übera.l fröhliche Gesichter. Wie schön putzt er aber auch seine
Gaben aus! Betrachtet nur die rotbäckigen Apfel an den
Baumen, grosse und kleine und von allen Mustern, und dann die
Birnen, von denen manche aussehen, als ob sie von Wachs
gemacht seien! Diese sind indes nicht immer die besten, und es
heisst bei ihnen oft: Der Schein trügt. Manche haben eine
raube Schale, sind aber inwendig doch voll Saft und Wohl-
geschmack, ähnlich den braven Menschen in groben Kitteln.
Die Pflaumenbüume hängen häufig so voll, dals die Äste die
Last kaum tragen können und froh sind, wenn die Menschen
nur zugreifen. Die Nussbäume warten oft gar nicht darauf;
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