dürfe, daß die Staaten des Nordens und Südens zu einer politischen
Einheit zusammenwachsen müßten. Seit dem Jahre 1866, wo Osterreich
aus Deutschland ausgeschieden, war in den Fuͤrsten Süddeutschlands die
Erkenntnis zur Geltung gekommen, daß sie nur in engem Anschlusse an
den mächtigen deutschen Staat, der an der Spitze des norddeutschen
Bundes stand, einerseits ihren eigenen Ländern die nötige Sicherheit
nach außen verschaffen, andererseits den allgemeinen nationalen Bedürf—
nissen Rechnung tragen könnten, deren Erfüllung auch südlich vom Main
in einer Einigung zwischen dem Norden und Süden immer dringender
verlangt ward. Die süddeutschen Fürsten hatten, treu den mit Preußen
geschlossenen Verträgen, an dem gewaltigen Waffengange gegen Frank—
reich den rühmlichsten Anteil genommen; das Band der Waffenbrüder—
schaft, der gemeinsame Kampf der vereinigten deutschen Stämme gegen
Frankreich, ihr ruhmvoller Sieg über den Erbfeind deutscher Einheit und
Größe hatte das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit zwischen Nord
und Süd mit solcher Stärke erwachsen lassen, daß fortan von einer poli—
tischen Grenze durch den Main keine Rede mehr war. In der ganzen
Nation herrschte nur das eine Streben: die seit so langer Zeit ersehnte
und durch die Gründung des norddeutschen Bundes verheißüngsvoll an—
gebahnte, aber noch nicht vollendete Neugestaltung in der Einigung des
gesamten Vaterlandes zu verwirklichen. War es doch, als der greise
Heldenkönig in den Krieg zog und die i Fürsten selbst oder doch
die Prinzen ihres Hauses sich an seine stellten, als ob die Zeiten
der alten Römerfahrten sich erneuerten! Wie das Volk jetzt sich unter
einem obersten Führer und Kriegsherrn zur Verteidigung des vater—
ländischen Bodens erhoben hatte, so wollte es auch für alle Zukunft,
ein einig Volk von Brüdern, zu einem staatlichen Ganzen fest verbunden
sein und bleiben.
Schon im November 1870 kamen die Verträge zum Abschlusse, durch
welche die süddeutschen Staaten mit dem Nordbunde sich zu einem deutschen
Reiche verbanden. Als daher König Wilhelm in den Herrscherpalast der
alten Bourbonen eingezogen war, da richtete der mächtigste der übrigen
deutschen Fürsten, der jugendliche, patriotische König Ludwig II. von
Bayern im Namen sämtlicher deutschen Fürsten an das Bundesoberhaupt
die Bitte, die im Gedächtnis des deutschen Volkes nie geschwundene
Herrlichkeit deutscher Nation durch Erneuerung der Kaiserwürde und
Übernahme der Kaiserkrone zu vollenden. Am 18. Dezember nahm
König Wilhelm dieselbe Bitte von den Abgesandten des norddeutschen
Bundes entgegen und verhieß, er werde sich dem Rufe des gesamten
deutschen Vaterlandes nicht entziehen. So ward denn auf Frankreichs
blutgetränkten Gefilden der Grundstein zum neuen deutschen Reiche gelegt,
und der Krieg hatte gerade das Ziel so herrlich gefördert und verwirklicht,
das der Nationalfeind in seiner Tücke und Arglist hintertreiben wollte.
Am 18. Januar 1871, an dem Tage, an welchem 170 Jahre vorher
Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg sich die preußische Königskrone
aufs Haupt gesetzt, in dem Spiegelsaale des Schlosses Ludwigs XIV.
zu Versailles, von welchem so unheilvolle Pläne zur Erniedrigung und
Zersplitterung Deutschlands ausgegangen sind, erklärt hni un m
im Kreise deutscher Fürsten, Heersührer und aen ex für
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